Rodenberg, Julius

Julius Rodenberg an Ernst Haeckel, Fulda, 2. Juni 1882

DEUTSCHE RUNDSCHAU.

VERLAG, EXPEDITION UND REDACTION:HERAUSGEBER:

GEBRÜDER PAETEL IN BERLIN. DR. JULIUS RODENBERG IN BERLIN.

W., LÜTZOWSTR. 2. W., MARGARETHENSTR. I.

Fulda,a DEN 2. Juni, 1882.

Verehrtester Herr Professor!

Empfangen Sie meinen innigsten Dank für die gütigen Zeilen vom 26. April, welche mir erst hier, bei meiner Rückkehr aus Carlsbad zu Theil wurden. Inzwischen, einmal ich keine directen Nachrichten hatte, habe ich doch nicht aufgehört, mich mit Ihnen zu beschäftigen u. mich an Ihrem großen u. wohlverdienten Erfolgen zu erfreuen, deren Nachhall auch in das stille Teglthal drang. Aus den Zeitungen erfuhr ich von Ihrer glücklichen Heimkehr u. das freudige Willkommen, welches die Heimath Ihnen entgegenbrachte; u. Herr von Laue aus Weimar, mein Mit-Curgast in Carlsbad erzählte mir von Ihrem Vortrag bei der Frau Großherzogin u. dem mächtigen Eindruck, welchen derselbe bei der erlesenen Versammlung hervorgebracht. Ihre „Reisebriefe“ fahren fort, unser Publicum zu elektrisieren – ich finde keinen anderen Ausdruck für einen Beifall, der mit seltener Einstimmigkeit von allen Seiten u. aus allen Schichten unsrer Leser uns erreicht. Und dabei habe ich die Ueberzeugung, daß diese begeisterte Theilnahme, wie ich sie kaum noch bei einer unserer Publicationen verwandter Art jemals bemerkt haben, sich von Brief von Brief steigern wird, wie Sie selbst, verehrter Herr Professor, an der Großartigkeit der || Anblicke zu wachsen u. in der Kraft Ihrer Schilderung mit der Pracht der Natur zu wetteifern scheinen. Ich täusche mich gewiß nicht, wenn ich in diesem Werke, dessen Entstehen zu assistieren ich so glücklich war, eines jener durch Inhalt u. Form ausgezeichneten Werke voraussehe, auf welche eine Nation stolz ist; u. ich danke Ihnen für Ihre treue Anhänglichkeit an die „Rundschau“, durch welche Sie dieser gestattet haben, an Ihren Ehren Theil zu nehmen.

Bis Ende des Monats Juni gedenke ich hier in Fulda zu bleiben u. ich bitte Sie, mir hierher die Fortsetzung Ihres MS zu schicken; den für das Augustheft bestimmte Abschnitt der „Reisebriefe“ würde ich gern bis etwa zum 20. des Monats zu haben, wenn es angeht. – Auf der Rückreise nach Berlin werde ich diesen in Jena vorsprechen; es verlangt mich, den Verfasser der „Natürlichen Schöpfungsgeschichte“ von Angesicht zu Angesicht zu sehen, u. dem Verfasser der „Indischen Reisebriefe“ in Dankbarkeit die Hand zu drücken. Empfehlen Sie mich, wenn ich bitten darf, Ihrer verehrten Frau Gemahlin, u. grüßen Sie herzlich unseren gemeinsamen Freund, Professor Preyer.

In aufrichtiger Werthschätzung

ergebenst

Ihr

Julius Rodenberg.

Meine Adresse „Fulda“ bedarf keines weiteren Zusatzes, da mich die hiesige Post gut genug kennt.

a korr. aus: BERLIN, W.

 

Letter metadata

Verfasser
Empfänger
Datierung
02.06.1882
Entstehungsort
Entstehungsland
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
EHA Jena, A 20249
ID
20249