Rottenburg, Paul von

Paul Rottenburg an Ernst Haeckel, Glasgow, 23. Februar 1913

Holmhurst,

Dowanhill Gardens,

Glasgow

Liebster Freund! –

Spät gestern Abend nach Hause zurück gekehrt fand ich Deine herrliche Büchersendung und herzlichen Zeilen v. 21/I vor und beeile mich Dir für Alles wärmstens zu danken. –

„Land und Leute“ sind mir neu – imponiren || mir durch ihre sehr schöne Ausstattung. – Amundsen nehme ich gerne an – da er selbst es mir noch dedicirt hat. – Dank auch für Lotte Meyer, die ich letztes Jahr in Leipzig kennen lernte – sehr reizend. Schade daß die Buben ausgeblieben sind. – Von Pontresina trennten sich Frau und Tochter schwer – ich hatte zu wenig Beschäftigung denn mit Augen u. Lesen ist es immer || noch „Essig“. – In Paris ging ich zu einem Spezialisten und der sagte mir qu’as ne manquent que la philosophie. – Ich habe ein Hectoliter bestellt. Wetter hier endlich menschlich. Von Capt. Scott wird meines Erachtens zu viel gemacht so tragisch auch immer sein Ende. –

Politik ekelhaft und gefährlich. In Paris ist das Gefühl des Verlustes || von Elsass/Lothringen immer noch lebendig u. die weiteren Rüstungen Deutschlands, denen Frankreich folgen wird doch nicht nur für die Parade. – Ein europäischer Krieg wäre zu gräßlich. Unter einem Bismarck wäre es nicht dahin gekommen. –

Nochmals besten Dank und Wohlergehen Dir und Schwester Röschen mit vielen Grüßen von meiner Frau und

Deinem alten

Paul Rottenburg

 

Letter metadata

Empfänger
Datierung
23.02.1913
Entstehungsort
Entstehungsland
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
EHA Jena, A 20161
ID
20161