Rottenburg, Paul von

Paul Rottenburg an Ernst Haeckel, Franzensbad, 17. Mai 1912

Hôtel Belvedére

Franzensbad 17 mai 1912

Liebster Freund!

Danke ich Dir auch bestens für Deinen herzlichen Brief vom 14ten – so wäre ich Dir doch noch sehr viel dankbarer gewesen – hättest Du mir zum Mindesten erlaubt durch die Leipziger Firma untersuchen zu laßen, ob Euer Badezimmer nicht erheblich verbeßert werden kann, natürlich ohne zu Bauen. Mein Gewissen wäre dann beruhigt gewesen. Weder Du noch ich sind sachverständig in der Sache. Daß ich nicht eigensinnig habe ich Dir bereits bewiesen damit daß ich Deine Gründe anerkannt habe weßhalb Du nicht mit her gekommen bist. – Folge meinem guten Beispiel und überleg es Dir noch einmal mit dem Bad. Z. B. habe ich den Leipzigern gesagt, sie sollten Dir einen Ständer am Bad anbringen, an dem Du Dich beim Ein- und Aussteigen halten kannst. – Die meisten Bäder sind gefährlich in der Beziehung selbst für Jüngere mit gesunden Knochen. –

Den Krückstock wirst Du hoffentlich dem Stock mit gebogener Handhabe [Skizze] vorziehen || ich selbst finde man kann sich sehr viel beßer darauf stützen. –

Ich gehe mit der Idee um Dir Hominem Borussicum Deliciosum Wilhelm II für’s Phyletische zu stiften – weiß nur noch nicht ob ausgestopft oder als Skelett. – Erleuchte mich. Derartige Ungeschicklichkeit hätte ich denn doch für unmöglich gehalten. Ich bin begierig auf die heutige Debatte im Reichstage. – Quem Deus perdere vult dementat. –

Dem edlen Plate winke ich natürlich ab wenn Du nicht bei dem Fest dabei bist. –

Wetter seit 2 Tagen empfindlich kalt – heute auch noch weiß. –

Mit herzlichen Grüßen von meiner Frau und mir an Dich – Schwester Röschen und Filius Walter

Stets Dein

alter

Paul Rottenburg

 

Letter metadata

Empfänger
Datierung
17.05.1912
Entstehungsort
Entstehungsland
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
EHA Jena, A 20151
ID
20151