Paul Rottenburg an Ernst Haeckel, Franzensbad, 9. August 1910
Hôtel Bellevue
Franzensbad
9 Aug. 1910
Liebster Freund!
Für Deinen lieben Brief nach hier herzlichsten Dank. Ich landete hier mit meiner Frau am 23 Juli mit dem Gefühl und ich selber gleich einer Leiche, „die grollend ausgeworfen das Meer“ und „Nutzlos wie mein eigenes Leben“– bade seitdem, trinke Salzquelle und werde von meinem früheren Arzt massirt – kann aber bei dem schlechten Wetter nicht „hoch“ kommen. Die Nerven setzen mir arg zu. Aber was klage ich Dir vor der Du || selbst zu Hause so viel Elend hast mit der armen Emma. Gottlob daß die Großkinder dich etwas ablenken!
Meine Frau schlägt als Nachkur Oberhof vor. Ich kenne es nicht. Wenn es mir beßer geht würdest Du uns dort besuchen? – Man weiß ja nie wie oft man sich wiedersieht. –
Wie gerne hätte ich ein Rendezvous in der Schweiz arrangirt ähnlich wie im vorigen Jahre. Statt Motorboot Luftschiff um Rigi u. Pilatus. –
Viele herzliche Grüße von meiner Frau u. mir an Dich u Schwester Röschen
Stets Dein
Paul Rottenburg