La Valette St. George, Adolph

Adolph La Valette St. George an Ernst Haeckel, Berlin, 10. Juli 1855

Berlin 10.7.55.

Lieber Haeckel!

Obwohl ich eigentlich ein Brieflein von Dir noch zu Gute habe, kann ich doch nicht umhin, den wissenschaftlichen Horizont meines lieben Freundes durch die Mittheilung eines inhaltreichen zoologischen Werkes zu erweitern. Und so wage ich es denn Dir ein Exemplar meiner Abhandlung zu Füßen zu legen, indem ich hoffe, daß Dein Urtheil über jene embryonale Leistungen ein nachsichtiges sein wird.

Im schlimmsten Falle stoße Dich nicht an das große Format || zweimal querübergefalten kann das Opus immerhin noch zur Verpackung von Entozoen benutzt werden. –

Um von den Werken auf den Meister zu kommen kann ich Dir mittheilen, daß es mir recht wohl ergeht, mich keine Sorgen plagen und Pietsch noch der alte ist.

Wie ich gehört habe hat Dich jetzt der Geist der Medizin angezogen und den losen Teufel des Skepticismus gebannt und Du kurirst, schlägst Ader und mischest Tränklein – das ist brav von Dir. Auch ich sehe jetzt zu wie Langenbeck in andrer Leute Fleisch und Bein herumwirtschaftet. ||

Uebrigens mache ich noch immer in Entozoen und lasse sie Rundreisen machen durch allerlei Gethier. –

Von den lieben Deinigen vermag ich Dir nichts mitzutheilen da, wie Du weißt dieselben noch nicht zurückgekehrt sind; herzlich lassen Dich Drs. Witgenstein Heim und Lachmann grüßen.

Willst Du mir gelegentlich ein paar Zeilen zusenden, so bitte ich gleich nach Köln Johannisstr 39 zu adressiren.

Lebe wohl Lieber Haeckel und vergiß nicht ganz

Deinen

La Valette

PScr. Darf ich Dich wol bitten die übrigen beifolgenden Exemplare gelegentlich an Kölliker Müller, Leydig und Hein abzugeben.

[Adresse]

Herrn | Ernst Haeckel | Med. cand. | d. G. Würzburg

 

Letter metadata

Empfänger
Datierung
10.07.1855
Entstehungsort
Entstehungsland
Zielort
Würzburg
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
A 16742
ID
16742