Weber, Victor

Victor Weber an Ernst Haeckel, Halle, 4. März 1855

Halle 4/3 55.

Mein bester Ernst!

Überraschender konnte wohl der Kreuzzeitung die Nachricht von Kaiser Nicolaus’s Tode kommen, als mir die Einladung zu den in sowenig Tagen sich verwirklichen sollenden Reise. Denn erstens hatte ich mir Ostern mit seinen Ferien nicht so nahe vorgestellt als es wirklich ist u. zweitens hatte ich diese Reise überhaupt mir nur in träumerischer Stunde als Traum bestens ausgemalt. Gleichwohl will mir doch bei ruhiger Überlegung die von Dir vorgeschlagene Zeit als die passendste erscheinen; u. so werde ich denn, wills Gott, heute über 8 Tage Montag 11/3 Abends 10 Uhr in Babel einrücken. Was übrigens Andere über mich zu schreiben sich bewogen geführt haben, dürfte wohl mehr oder weniger übertrieben sein u. ich bitte also, in Betreff dieses Punktes Deine Erwartungen etwas herabzustimmen. Im Ganzen befände ich mich in einer Unruhe u. Bewegung, die wohl nicht so groß wäre, wenn ich vorhätte Sebastopol zu überrumpeln.

Sollten plötzlich Hindernisse der Ausführung in den Weg fallen, so würde ich natürlich schleunigst Nachricht geben, wie ich denn um ein Gleiches von Dir erbitten würde. Froh, Dich baldigst von Angesicht sehen zu können, bleibe ich bis dahin

Dein V. Weber.

 

Letter metadata

Verfasser
Empfänger
Datierung
04.03.1855
Entstehungsort
Entstehungsland
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
EHA Jena, A 16200
ID
16200