Erna Friederici an Ernst Haeckel, Südende, 24. Juli 1910
Südende,
24.7.10.
Hochverehrter Herr Professor Haeckel!
Dieser Tage erhielten wir aus Brüssel das Kongreßprogramm zugesandt, demnach soll die Feier unter dem Ehrenvorsitz von Ihren und Anatole France stattfinden! Doch wir fürchten, daß wir nicht das Glück haben werden, Sie dort zu begrüßen. ||
Die Reise dürfte Ihnen wohl zu anstrengend sein. Oder hat Ihre Reise Sie doch genügend gekräftigt? Welche unendliche Freude würden Sie uns Freidenkern mit Ihrem Erscheinen machen.
Wir wollen nächste Woche reisen, zuerst in die Berge, um uns zu erholen, dann nach Brüssel. Die liebe Frau von Crompton, mit der wir sehr viel zusammen sind, jammert schon über unsere 4.wöchentliche Abwesenheit. Es geht jetzt mit ihrer Gesundheit etwas besser, sie war recht krank, viel kränker, als sie es merken ließ, ist immer noch in ärztlicher Behandlung. Unsere gemeinsamen Ausflüge bekommen ihr aber gut.
Seien Sie, mein hochverehrter Herr Professor Haeckel, herzlichst gegrüßt von meinen Eltern und Ihrer dankbaren
Erna Friedericia
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