Fürbringer, Max

Max Fürbringer an Ernst Haeckel, Heidelberg, 16. Februar 1919

Heidelberg, 16.2.1919.

Lieber und hochverehrter Freund!

Zu Deinem 85jährigen Geburtstage möchten meine Frau und ich Dir unsere herzlichsten, innigsten Glückwünsche senden. Du begehst ihn dieses Mal in einer traurigen Zeit, sehr unterschieden von den früheren so glücklichen Festtagen. Die Gattin weilt nicht mehr bei Dir, mancher liebe Freund ist dahin geschieden, und unser Deutschland liegt materiell und moralisch gebrochen zu Boden.

Aber Du selbst bist noch der Alte in unverminderter Jugendkraft und blickst auf eine blühende Nachkommenschaft, die die Zeiten der Trauer überdauern und am Wiederaufbaua unseres Vaterlandes kräftig mithelfen wird. Und || was Du in Deinem langen, überaus reichen Leben geschaffen und der Menschheit geschenkt hast, das gehört zu unseren unvergänglichen Schätzen, die keine Rohheit der Feinde und keine Brutalität des Schicksals uns rauben kann.

Was die nächsten Jahre uns noch bringen werden, wer weiß es! Von Herzen wünschen wir Dir, daß Dein 90jähriger Geburtstag in eine hoffnungsvollere Zeit fallen möge, sich aus dem ethischen Sumpfe des Augenblicks herauszuarbeiten und Dir die reinen Früchte einer hoffnungsreichen Zukunft darzubieten. Daß wir uns schließlich im Wahren, Guten und Schönen wiederfinden werden, daran zweifle ich nicht. ||

Alles Gute! In Treue und Dankbarkeit

Deine

Max und Fanny Fürbringer.

a korr. aus: Wiederbau

 

Letter metadata

Verfasser
Empfänger
Datierung
16.02.1919
Entstehungsort
Entstehungsland
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
EHA Jena, A 1415
ID
1415