Fürbringer, Max

Max Fürbringer an Ernst Haeckel, Heidelberg, 23. Juni 1901

Heidelberg, 23.6.01.

Lieber Freund!

Herzlichsten Dank für Deine liebenswürdige und prompte Erfüllung meiner Bitte, sowie für Eure liebe Karte vom Forste, die uns wie alles was aus dem lieben Jena kommt innig erfreute. Der Forst-Schweizerhöhen-Gesellschaft wie dem Referirabende unsere herzlichen Grüsse.

Ich werde nun an Dr. Fischer schreiben, um ihm den momentanen Stand der Zoologischen ForschungsReisen darzulegen und um namentlich eine definitive Regelung der Angelegenheit von ihm zu erlangen. Das über uns hängende Damoklesschwert einer späteren unerquicklichen Abrechnung ist schauderhaft und raubt mir jede Freude an der Redaction, die ich sonst im Interesse der Sache mit Vergnügen und nach besten Kräften weiterführen würde.

Der Stand ist dieser:

A. Bisher veröffentlicht:

Band I. (Ceratod) Lief. 1-3.43 DB.34 Taf.

Bd. II (Mon. u. Marsup. I) fertig56¼ DB.39. Taf.

Bd. III (Mon. u. Marsup. II) Lief 1–3.67 DB16 Taf.

Bd. IV (And. Abth.) Lief. 1.2.22 DB11 Taf.

Bd. V (System) Lief 1–581 DB51 Taf.

A. 269¼ DB. 151 Taf.

B. In Druck befindlich oder in druckfähigem Manuscript bei Fischer:

Band III Lief 4 ca. 29 DB.16 Taf.

Band VI. Anfang v. Lief. 3 ca. 10 DB. 3 Taf.

Band V. Lief. 6 (Schluss) ca. 14 DB.16 Taf.

A. ca. 53 DB35 Taf. ||

Somit

Summe A + B ca. 322 Druckbogen und 186 Taf.

Auf Grund des 1893 zwischen Fischer und uns abgeschlossenen Vertrages hat die Redaction für jeden Band von 30 DB und 30 Taf. je M. 1500 zu leisten, für grössere Bände entsprechend mehr.

Fischer hat, wenn ich den Rest von M. 4050 (dessen umgehende Zahlung an Fischer ich sehr befürworte) mitrechne von uns M. 10050. – erhalten. Diese Summe entspricht 201 Druckbogen und 201 Tafeln bleibt also hinter der bisher veröffentlichten und demnächst zu veröffentlichenden Zahl der Druckbogen erheblich (um 121 DB) zurück, übertrifft aber die Zahl der Tafeln um etwas (15 Taf.); jedenfalls aber wird Dr. Fischer, wenn die bei ihm befindlichen Manuscripte gedruckt sind, bereits Gläubiger (wenn auch in mässigem Grade) des Redactionscomités auf Grund des Vertrages sein.

Weiterhin ist aber eine Anzahl Untersuchungen noch in Arbeit, und zwar Band I. (Ceratodus): Semon und Neumayer (Entwicklung von Herz und Digestionssyst.), Gregory (Kopfhöhlen), Czerny (Leber), Fürbringer (Skelet, Muskeln, Nerven). Band III und IV (je nach Umfang dem einen oder dem anderen Bande zuzuweisen): Alexander (Ohr), Gaupp (Schädelentwicklung), || Ziehen (Gehirn), Römer (Haut), Braus (Auge), Desselhorst (Geschlechtsorgane), Oppel (Respirationssyst.), Eggeling (Darm), Schulman (Kopfmuskeln), welche zum Theil recht gewichtige Veröffentlichungen versprechen, 3½ stattliche Lieferungen (I.4, III. 5, IV, zweite Hälfte 3.4) bilden dürften und das ganze Werk würdig zum Abschluss bringen werden. Dieser Abschluss ist aber kaum vor Ende 1902 zu erwarten und der Umfang der betreffenden Arbeiten natürlich nicht vorauszubestimmen. Die 3½ Lieferungen werden aber mit 60 Druckbogen und 45 Tafeln wohl nicht überschätzt sein.

Es wird sich nun fragen, ob Dr. Fischer, dessen großherzige Auffassung des Verlegerberufes ich wiederholt kennen gelernt und von dessen warmen Interesse für die Zoologischen Forschungsreisen mir frühere mündliche Äusserungen und Deine jetzige Mittheilung Kunde geben, geneigt sein wird, die würdige Vollendung des Werkes, die sich später sicher im ideellen Sinne, wahrscheinlich aber auch in materieller Hinsicht lohnen wird, zu übernehmen oder ob er demselben ein jähes Ende bereiten wird. Ich bin bereit, dem Unternehmen nach wie vor bis zu seinem Abschlusse jedes Opfer an Zeit und Mühe zu bringen, aber meine Verhältnisse erlauben mir nicht, dazu noch ein grösseres pecuniäres Opfer zu leisten; Du bist wohl in der gleichen Lage und kannst auch nicht über Mittel aus der Ritterstiftung verfügen, da diese für andere Aufgaben festgelegt sind; von Semon, der der Sache || schon Opfer gebracht hat, welche weit über das gewöhnliche Maß hinausgehen, ist aber bei seinen finantiellen Verhältnissen erst recht nicht zu verlangen, dass er an weiteren Opfern sich verblute.

In diesem Sinne will ich an Dr. Fischer schreiben und vor allem auf eine definite, endgültige Erledigung dieser ganzen Frage dringen. Ich hoffe, damit auch in Deinem Sinne zu handeln.

Anbei noch die Reinschrift des Briefes an Ziehen, mit der Bitte denselben freundlichst zu unterzeichnen und danach an Semon zur Unterschrift zu senden.

Mit herzlichen Grüssen und Wünschen von Haus zu Haus

Dein

M. Fürbringer.

 

Letter metadata

Verfasser
Empfänger
Datierung
23.06.1901
Entstehungsort
Entstehungsland
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
EHA Jena, A 1347
ID
1347