Fürbringer, Max

Max Fürbringer an Ernst Haeckel, Heidelberg, 19. Juni 1901

Heidelberg, 19.6.01.

Lieber Freund!

Sei herzlichst für Deine lieben Briefe und die reichen Beilagen (Bölsche über Dich und Dein Heim, Deine Reiseberichte und die Einladung zu Ziegler’s Ritterrede) von uns bedankt. Alles hat uns riesige Freude gemacht und uns wieder ganz in das alte liebe Jena geführt, und wie konnte das Herz eines Botanikers mit Dir schwelgen!

Für Deine Sympathie betreffend Ziehen’s eigenmächtige Handelsweise vielen Dank! Ich bin durchaus dafür, dass von uns nichts Öffentliches geschehe, was zu Missdeutungen oder öffentlichem Verrufe Veranlassung geben könnte, aber wohl dass wir ein von uns Dreien (Dir, Semon und mir) unterschriebenes Schreiben an Ziehen senden. Einen Entwurf dazu (der mir freilich sehr wenig gefällt, – ich war durch andere Sachen zu sehr occupirt) habe ich gemacht und an Semon als den am Meisten Betroffenen und am Genauesten Orientirten (da er die Praeparate seiner Zeit Ziehen gab) gesendet. Er soll ihn nach Gutdüncken corrigiren und Dir dann zur weiteren Verbesserung zusenden. Danach, Euer Einverständniss vorausgesetzt, würde ich Dich bitten, ihn mir zurückzusenden, worauf ich ihn Euren Aenderungen || entsprechend ausarbeite, zur Unterschrift Euch zusende und danach an Ziehen abgehen lasse.

Die Mittheilung, dass Herr Dr. von Ritter keinen weiteren Beitrag für die Zoologischen Forschungsreisen bewilligen mag, klärt wenigstens, wenn sie auch keinen Anlass zur Freude giebt, die Situation. Ich bin ganz mir Dir einverstanden, dass wir den ganzen noch vorhandenen Rest unseres Fonds (ca. 4000 Mark?) an Fischer zahlen; dann aber, im Einklange mit Semon’s sehr praktischem Wunsche, liegt mir besonders daran, dass wir die Frage der finantiellen Subvention an Fischer gleich jetzt zu lösen suchen, damit wir nicht später, am Schlusse des Werkes, durch eine unangenehme Nachrechnung überrascht werden. Natürlich ist grösste Sparsamkeit in der Ausstattung jetzt von Nöthen. Um einen einigermaßen klaren Überblick zu gewinnen a über das, was wir geleistet und eventuell noch zu leisten haben, wäre es mir von grossem Werthe zu wissen, was von Seiten des Ritterfonds für die Herausgabe bisher (incl. der noch zu zahlenden ca. 4000 M.) an Dr. || Fischer gezahlt worden ist. Ich sollte es wissen, da ich während des ganzen Winters 1900/01 reichlich Gelegenheit hatte, die von Dir mir freundlich anvertraute Abrechnung einzusehen; leider habe ich das aus angeborener Stumpfheit und Trägheit verbummelt, und muss Dich nun mit der Bitte plagen, mir mit einigen Zeilen aufzuschreiben, wie viel an Dr. Fischer verausgabt wurde. Danach werde ich an der Hand der bereits ausgegebenen und im Druck befindlichen Lieferungen, sowie der noch zu erwartenden Arbeiten für die Schlusslieferungen weitere Zusammenstellungen machen und Dir darüber berichten, um mit Dir und Semon (der, wie Du weißt, schon seit geraumer Zeit über diese Frage mit mir in Briefwechsel sich befindet) das Weitere zu berathen, was zu einem guten Ende führen kann.

Für Deiner lieben Frau Befinden senden wir die herzlichsten Wünsche und Verbleiben immer in alter Anhänglichkeit mit den allerbesten Grüssen bei Dir und den lieben Deinen.

Dein

M. Fürbringer.

a gestr.: ,

 

Letter metadata

Verfasser
Empfänger
Datierung
19.06.1901
Entstehungsort
Entstehungsland
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
EHA Jena, A 1346
ID
1346