Eduard Strasburger an Ernst Haeckel, Bonn, 30. Januar 1890
Bonn d 30/1 90
Lieber Freund,
über Deinen lieben Brief habe ich mich sehr gefreut und nur mit Bedauern aus demselben entnommen, dass der Gesundheitszustand Deiner lieben Frau zu wünschen übrig lässt. – Mein vor zwei Jahren unternommener Ausflug nach Algier, hatte mir viel Genuss bereitet. Viel herumgereist bin ich dort nicht, da ich mich nach dem schweren Winter in welchem meine Frau so krank || gewesen war, vor Allem nach Ruhe und Erholung sehnte. Ich kenne somit nur die nächste Umgebung von Algier, dann Constantine, El Kantara und Biskra. In Algier war ich ganz vorzüglich im Hôtel d‘ Orient in Mustapha aufgehoben. Ich zahlte zuerst 16 dann 14 fr. Pension täglich. Dieses Hôtel liegt prachtvoll, ½ Stunde von Algier entfernt, in einem schönen Garten. Das Haus ist sehr rein und das Essen sehr gut. Die Hôtels in Algier sollen zu wünschen übrig lassen und dürften kaum billiger sein. Maupas ist ein || ganz ausgezeichneter Mann, eine ganz ideal angelegte Natur. Er beschäftigt sich mit niederen Organismen nur aus Liebhaberei; eigentlich ist er Bibliothekar in der Bibliotheque de la Ville, „Bibliotheque-Musée“ genannt. Du darfst ihn von mir herzlichst grüssen. Maupas wir Dir auch gern alle weiteren Informationen ertheilen. Du findest in Algier eine sehr schön eingerichtete zoologische Station vor. Der Director dessen Name mir momentan nicht einfällt, hat mir auch recht gut gefallen.
In landschaftlicher Bezie-||hung hat El Kantara den grössten Eindruck auf mich gemacht; richte Dich so ein um dort länger zu bleiben. In El Kantara und in Biskra ist nur je ein Hôtel vorhanden. Bestelle rechtzeitig ein Zimmer, denn beide Häuser sind überfüllt. Einen besseren Führer für Algerien als Joanne giebt es nicht; ich habe mich auch an denselben gehalten.
Für die freundliche Aufnahme die Du meinem Sohn versprichst danke ich Dir herzlich im Voraus.
Mit herzlichsten Grüssen von Haus zu Haus
Dein Freund
E. Strasburger