Strasburger, Eduard

Eduard Strasburger an Ernst Haeckel, Taarbaek bei Kopenhagen, 4. August 1870

Taarbaeck bei Copenhaben

(Adr. Frau Gravesen (Vennersminde))

d. 4/8.1870.

Theurer Freund!

Ich habe es versucht in den letzten Tagen fleissiger zu werden und so endlich das Farn-Manuscript zu Stande gebracht, das nunmehr zu Deiner Verfügung steht. Soll ich es Dir sofort nach Jena senden oder hat es hiermit noch Zeit? Es ist etwas mehr geworden als ich glaube, wohl gegen ¾ Bogen Druck. Wir sind schon zwei Wochen hier, die Zeit zerfliesst uns mit einer rasenden Geschwindigkeit, ein Beweis dass wir uns hier nicht langweilen. Wie wäre das auch möglich in Mitten dieser herrlichen Buchenwälder, voll der schönsten Durchblicke auf den Sund. Und dann || können wir auch, Copenhagen von hier aus in einer halben Stunde erreichen; fast jedena zweiten Tag bin ich dort und es bleibt mir noch trotzdem das Meiste zu sehen übrig! Neulich habe ich auch den zoologischen Palast besucht und die Leute im Stillen um denselben beneidet, ich fand dort unter Anderem auchb alle unsere Bekannten aus dem rothen Meere: die Corallen wieder. Ich hätte sie Dir hier bestimmen können. Es werden jetzt auch botanische Paläste aufgeführt, ein neuer botanischer Garten, dessen Einrichtung || bereits gegen 400 000 Rigsdaler kostet. Dabei sind die Leute so zuvorkommend, so gefällig, dass ich ihnen aufrichtig Freund geworden bin.

Meine Damen baden fleissig im Meer und sind mit den Bädern sehr zufrieden; ich möchte die 8–10 Tage die uns noch bleiben, gern benutzen, um einen kleinen Ausflug weiter nordwärts zu machen. Vor allem treibt mich die Pietaet Upsala zu besuchen; vielleicht führe ich noch den Plan in nächster Woche aus. Hoffentlich geht inzwischen bei Dir alles || nach Wunsche. Ich freue mich alsbald zu hören dass das Erwartete glücklich vorüber ist. Bitte, grüsse herzlich deine liebe Frau. – Gegenbaur fängt leider wohl schon an seine Sachen zu packen; wie steht es inzwischen mit der neuen Berufung?

Meine Frau lässt Dir und Deiner Frau die besten Grüsse senden.

Ich drück dir herzlich die Hand

Dein Freund

E. Strasburger

Ich dürfte wohl kaum vor Mitte Sber wieder in Jena sein, muss ich doch von den Anstrengungen des letzten Semesters gehörig ausruhen.

Für unseren botanischen Garten bringe ich von hier aus eine ganze Kiste lebender Pflanzen mit. Meine Tafeln habe ich bereits an Land gesandtc

a korr. aus: alle; b eingef. mit Einfügungszeichen: auch; c Text weiter am linken Rand von S. 4: Meine … gesandt

 

Letter metadata

Empfänger
Datierung
04.08.1870
Entstehungsort
Entstehungsland
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
EHA Jena, A 12714
ID
12714