Fürbringer, Max

Max Fürbringer an Ernst Haeckel, Jena, 3. Februar 1891

Jena, 3.2.1891

Hochverehrter Freund!

Dostojewski’s Raskolnikow (Schuld und Sühne), den ich verliehen hatte, bekam ich gestern Abend erst zurück, womit Du die verspätete Zusendung freundlich entschuldigen willst.

Da diese in ihrer Art sehr bedeutende psychologische Studie doch gar zu unaesthetisch und cynisch ist, habe ich mir erlaubt noch ein paar zahmere russische Sachen beizulegen, und bitte zu verzeihen, falls sie Dir schon bekannt sind. Durch alle weht Pessimismus; verrottete Zustände werden geschildert, das Ende ist meist ein schlechtes, – so dass sie Darwin gewiss nicht gelesen haben wird. Immerhin sind sie bemerkenswerth, z. Th. sehr fein und poetisch und stehen weit über dem gewöhnlichen Schund der modernen deutschen Literatur. || Sehr habe ich bedauert, dass ich am Sonnabend nicht im Bären sein konnte; es war aber eben unmöglich für mich. Hoffentlich ist Dir der Abend gut bekommen.

Zu unserem innigen Bedauern hören wir, dass das Befinden Deiner lieben und hochverehrten Frau zu wünschen übrig lässt; mögen sich unsere guten Wünsche für sie recht bald erfüllen!

Herzlichen Gruss

Dein dankbar ergebener

M. Fürbringer.

 

Letter metadata

Verfasser
Empfänger
Datierung
03.02.1891
Entstehungsort
Entstehungsland
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
EHA Jena, A 1250
ID
1250