Rudolpho von Ihering an Ernst Haeckel, Sao Paulo, 27. Januar 1917
MUSEU PAULISTA
DIRECTOR DR. H. VON IHERING
S. PAULO. (BRAZIL)
S. PAULO, 27 DE Januar DE 1917
Hochverehrter Herr Geh. Prof. E. Haeckel
Während der Lektüre der Festschrift zu Ihrem 80jährigem Geburtstage hat mich mein Vater (u. Chef) aufgemuntert Ihnen diese Zeilen zu schreiben – wusste er doch wie gerne u. seit langem ich es getan hätte. So wie die Lust zum Studium der Natur, hat sich auch die Bewunderung zu Ihnen bei uns vererbt, wenn auch zum Teil mesologische Faktoren, resp. die vielen Bücher welche Sie meinem Vater widmeten, mitgewirkt haben.
Mein Vater, dessen Assistent ich nun schon 12 Jahre lang bin, wie auch meine Lehrer Bütschli u. Grobben, haben mir nur den zoologischen Weg gewiesen. Die philosophische Bahn haben Sie mir geboten; nicht blindlings bin ich Ihnen gefolgt u. öfters habe ich versucht auch anderen Autoren mich anzuvertrauen – aber es ging nicht anders u. ich musste Ihnen ganz folgen. Haben Sie Dank für Ihre schöne Lehre! ||
Erlauben Sie mir einige meiner letzten Schriften beizufügen. Um für meine Landsleute zu arbeiten, muss ich in portugiesischer Sprache schreiben. Trotzdem möchte ich Sie auf die kleine Schrift über das Vogelleben aufmerksam machen; sie ist für die hiesige Jugend bestimmt in der Hoffnung dem „bird’s day“ die zoologische Basis zu geben. Leider kann ich nicht, wie Sie, den Pinsel führen, aber meine Frau (Bellinha v. Ih.) in gleicher Begeisterung für die Schönheiten unserer Natur, ist mir auch darin die beste Gefährtin.
Gestatten Sie, hochverehrter Herr Professor, mit den Wünschen für Ihr gesundheitliches Wohlergehen zu schliessen. Ihr geistiger Schüler, Ihr sehr
ergebener
Rudolpho v. Ihering
Assistent des Museu Paulista.