Anonymus an Ernst Haeckel, Riga, 26. Januar 1900
Riga 26/I. 1900
Mutter Natur an ihren Liebling!
Mein theures Kind!
Ich habe meine helle Freude an Dir. Aber daß Du Deinen älteren Bruder, den Philipp (Spiller, den Astronomen in Berlin) vernachlässigt, betrübt mich. Du bist ihm als Zoologe über, aber er ist Dir als Philosoph über. Die „Ur-Kraft“ des Weltalls, welche im „Weltäther“ steckt, hat er gefunden. Ich wünsche, daß Du davon Notiz nimmst.
Sein unsterbliches Werk, in welchem er Deiner so liebevoll gedenkt, heißt: „Die Urkraft des Weltalls, nach ihrem Wesen u. Wirken auf allen Naturgebieten“. (Berlin 1876. Verlag der Stöhrschen Buchhandlg.)
Im Uebrigen hab‘ ich Dir schon ein liebes Plätzchen im Weltall bereitet. Aber da Du so weise u. gut bist, wirst Du, als wahrer Erlöser der Menschheit, die Erdenluft bis zu Deinem 100. Geburtstage athmen.
Sei herzlichst gegrüßt u. geküßt von Deinem
treuen Mütterlein
Natur!