Franck, Alex

Alex Franck an Ernst Haeckel, Barmen, 29. August 1903

Lithographische Kunstanstalt

Heinrich Franck

Inh. Alex Franck

U. Barmen, den 29 Aug. 1903

Hochgeschätzter Herr Professor Haeckel!

Beiliegende 2 Einlagen bekunden Ihnen unsere Geistesverwandtschaft. –

Eben hatte ich, einer Empfehlung folgend, mir Ihr herrliches Buch „Die Welträthsel“ gekauft, da lese ich in der Kölnischen Ztg. die beste Empfehlung die diesem Buch zu Theil werden kann. Ich las nämlich in dieser Ztg. den Bericht über den vorgestrigen Katholikentag und darin v. Hertlings Angst vor Ihrem Buch. – – Mit dem Schluss Ihres Nachworts, geschätzter Herr Professor, bin ich nicht einverstanden, denn ich bin nicht für die weitere Sperre, sondern für die Zulassung der Jesuiten, denn Jesuiten sind sie Alle. –

Der jetzige Pabst u. seine 2 Vorgänger waren Jesuiten-Zöglinge u. Dr. v. Orterer hatte in seiner Schlußrede recht als er betonte ich bin ein Jesuit u. wir sind alle Jesuiten. Schlimmer kann es doch wohl auch nicht getrieben werden wie diese Brüder es heute treiben; nun aber, um Alles in der Welt, keinem kleinen Theil davon eine Märtirerkrone um die Stirne winden! – Dass die Franzosen heute Kulturpolitik treiben, im Gegensatz zu der Berliner Schwägerversammlung, und die Pfaffen aus den Schulen treiben, ist lobend anzuerkennen. Das müßten auch sonderbare Republikaner sein, die sich durch die Schule Gegner erziehen ließen! Rationeller wäre es allerdings wenn sie diesen Burschen, das zusammengeschnorrte Geld abnähmen, um sie so unschädlich zu machen, wie eine böse Schlange durch Fortnahme des Giftzahn’s.

In vorzüglicher Hochachtung grüßt

Alex Franck

Bitte den Leitartikel der Kölnischen Ztg. von heute, erste Morgen-Ausgabe, zu lesen!a

a weiter am Rand v. S. 1: Bitte den...zu lesen!

 

Letter metadata

Verfasser
Empfänger
Datierung
29.08.1903
Entstehungsort
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
EHA Jena, A 10882
ID
10882