E. Kohlmann an Ernst Haeckel, Jena, 17. Juli 1901
Jena, 17. Juli 1901.
Verehrter Herr Professor!
Es liegt wohl in der Natur der Sache, daß einem Manne der Wissenschaft an dem Urtheile eines Laien, selbst wenn es günstig für den Gelehrten lautet, viel weniger gelegen sein kann, als wenn dieses Urtheil von berufener Seite ausgeht. Deshalb könnte ich die Absendung dieser Zeilen ruhig unterlassen und Ihnen die Zeitversäumniß, die das Lesen derselben mit sich bringt, ersparen, aber die Gefühle des Dankes und der || aufrichtigen Zuneigung für den Verfasser der Welträthsel sind bei mir nach dem Lesen dieses Werkes so stark, daß es mich zu einem Zeichen der Anerkennung drängt.
Ihre Ausführungen sind lichtvoll in diesem Werke und dringen klar zum Verständniß auch bei denen, die vorher von monistischer Philosophie wenig wußten.
Ihre Lehre nahm mir manchen Zweifel und wirkte durchaus läuternd auf meinen Ideenkreis, sodaß ich ein treuer Anhänger Ihres Monismus || geworden bin und zur Verbreitung derartiger vernünftiger Anschauungen soviel beitragen will, wie es einem Manne in bedeutungslosen Verhältnissen eben möglich ist.
Kleinlich und bedeutungslos erschien mir freilich auch die Entgegnung auf Ihr kostbares Werk, die Friedrich Paulsen sich leistet.
Sind denn alle Streitschriften wider Ernst Häckel so arm?
Ich bleibe immer ihr dankbarer Anhänger
E. Kohlmann.