Gegenbaur, Carl

Carl Gegenbaur an Ernst Haeckel, Heidelberg, 29. Juni 1898

Heidelberg, 29 Juni 98.

Liebster Freund!

Für Deinen Brief danke ich bestens und habe mich gefreut über Dich und die Deinen Gutes zu vernehmen, auch den Wechsel in der Ritterprofessur darf ich nach Deinen Mittheilungen zu den erfreulichen Dingen rechnen, und hoffe daß Du damit zu einem guten Ende kommst. Ueber Ziegler kann nichts mittheilen, er ist mir persönlich unbekannt, und was ich vom Hörensagen erfuhr, muß ich principiell übergehen. Haller würde die Stelle gerne annehmen. Er ist Dir übrigens persönlich bekannt, und ich kann von ihm nur aussprechen, daß ich ihn als durchaus braven Mann kennen gelernt habe. Meine Familie verkehrt auch mit der seinigen. Er liest jetzt, ich glaube über Morphologie, wozu sich 5-6 Zuhörer ergeben haben.

Meine Tochter Else, die gegenwärtig ihre Geburtsstadt kennen lernt, wird Dich wohl schon aufgesucht haben. Ich freue mich recht für sie daß ihr Jena kein abstracter Begriff bleibt, und wünsche ihr nur gutes Wetter, welches hier sehr selten einmal einen Tag Stand hält. Das ist || für mich eine Abmahnung von allen Reiseplänen für den Herbst, wenn ich auch Herrn Fall keinen Glauben schenken will.

Tempo permettendolo werden wir wohl gegen Mitte August eine Schwarzwaldhöhe aufsuchen. Wo? ist uns absolut unbekannt! Nach dem Heiligenberge werde ich also nicht kommen. Meine Frau, welcher es gegenwärtig recht ordentlich geht, wird hoffentlich reisefähig bleiben.

Vor alledem erwarte ich aber Dich hier begrüßen zu können. Ich freue mich sehr auf das Wiedersehen! Mit freundlichen Grüßen von Haus zu Haus bitte ich zugleich Fürbringer von mir zu grüßen mit besten Wünschen für seine Erholung nach solcher Krankheit.

Wie immer Dein alter

C. Gegenbaur

 

Letter metadata

Verfasser
Empfänger
Datierung
26.06.1898
Entstehungsort
Entstehungsland
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
EHA Jena, A 10175
ID
10175