Gegenbaur, Carl

Carl Gegenbaur an Ernst Haeckel, Heidelberg, 29. Dezember 1896

Heidelberg, 29. Dez. 1896.

Liebster Freund!

Dein sinniges Jena-Büchlein hat auf dem Weihnachtstische gelegen und mir große Freude gemacht. Empfange meinen besten Dank für die schöne Gabe!

Die Feiertage haben wir gut verbracht, soweit der trübe Himmel und süddeutsches Glatteis es gestatteten. Leider war mir durch Nachrichten von Danzig Bitterniß in die Freude gekommen. Meine Tochter || die sich schon seit einiger Zeit unwohl fühlte, erkrankte unter ziemlichem Fieber. Es soll Malaria sein, da an keinem Organ eine Veränderung zu erkennen wäre. Zum Glücke lautete die letzte Nachricht wieder etwas beruhigender, aber es ist doch für einen alten Vater eine Aufregung.

Daß Dein Neffe Heinrich nach Stettin berufen ward, hat mich sehr gefreut. Ich gratulire ihm bestens. Noch habe ich eine Freude erlebt, d. h. die Zuerkennung der Darwin Medaille an Grassi, || der das verdient hat. In demselben Proceedings-Hefte werde ich auch wunderbar angemuthet, indem man mich mit „Vater Ludwig“ vergleicht. Sehr ehrenvoll für mich! Ich glaube, daß es keine zwei verschiedeneren Menschen gab!

Zum Schlusse empfange noch die besten Wünsche für das beginnende Jahr, von Haus zu Haus, und die herzlichsten Grüße von

Deinem

C. Gegenbaur

 

Letter metadata

Verfasser
Empfänger
Datierung
29.12.1896
Entstehungsort
Entstehungsland
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
EHA Jena, A 10163
ID
10163