Carl Gegenbaur an Ernst Haeckel, [Heidelberg, November 1883]
[…] ihn allzusehr belastet, bleibt ihm doch der Sommer übrig. Das ist Alles, was ich sagen kann. Gerne bin ich übrigens zu Jedem bereit, wo ich im Stande wäre, ihm nützlich zu sein.
In den Ferien war ich den ersten Theil mit meiner Familie wieder auf dem Heiligenberge und machte Ende September noch einen Abstecher durch den Gottardo nach Lugano wo ich mehrere schöne Tage verbrachte. Im October begann ich meine Anstalt etwas in Ordnung zu bringen, nachdem die baulichen Aenderungen beendet waren, und jetzt habe ich mit der Umarbeitung meines Grundrisses begonnen, und will auch noch manches andere in den Vorjahren angefangene abschließen. Ich bin sehr glücklich wieder arbeiten zu können, freilich ziemlich beschränkt, da späte Abend- resp. Nachtarbeit mich um die Nachtruhe bringt. Bei meiner Familie geht es gut. Meine Frau war zwar mehrmals leidend, allein es lassen sich diese Dinge doch immer durch Ruhe und Pflege bewältigen.
Meine älteste Tochter beabsichtigt bald das älterliche Haus zu verlassen. Ihre Neigung hat sich einem Kriegsmanne zugewendet, und wenn das auch nicht die Richtung ist, die wir gewünscht hätten, so habe ich doch, da der Betreffende – Lieutenant Nieland – ein braver junger Mann ist, und || auch sonst keine Schwierigkeiten bestehen, schließlich nichts dagegen. In kurzem werden sie sich verloben und Du erhältst hiemit die erste Anzeige, statt Aller weiteren. –
So empfinde ich doppelt das Alter. Wie rasch sind diese 19 Jahre vorübergezogen! und zehn Jahre davon in Heidelberg.
Mit herzlichen Grüßen von Haus zu Haus stets
Dein
alter
Gegenbaur