Wilhelm Ostwald an Ernst Haeckel, Grossbothen, 9. März 1914
WILHELM OSTWALD
GROSS-BOTHEN, DEN 9. März 1914
LANDHAUS ENERGIE
Lieber und verehrter Freund:
Es hat mich wirklich gerührt, dass Sie in dieser viel beanspruchten Zeit sich noch die Mühe
genommen haben mir und meinem Sohne (der Ihren Brief für seine Kinder aufbewahren wird) zu schreiben. Es ist eine solche Freude, mit Ihnen an der gemeinsamen Sache zu arbeiten, dass der Dank mindestens gegenseitig ist.
Auch ich habe beim Durchlesen der Festschrift das sich immerfort steigernde Bewusstsein
gehabt, dass hier ein ganz neu- und eigenartiges Kulturdokument vorliegt, wie es bisher noch keinem Einzelnen dargebracht worden ist. Ich rechne darauf, dass es auch eine starke Wirkung für unsere Sache ausüben wird. ||
Für Ihre mehrfachen Büchersendungen habe ich noch besonderen Dank zu sagen; ich habe sie zunächst bei der Redaktion meiner Hamburger Rede zu Ihrem Geburtstage benutzt, die demnächst im Druck erscheinen wird und von der ich Ihnen nach Erscheinen eine Anzahl Exemplare zusenden zu dürfen bitte.
Der Verlauf dieser Tage hat unserer Sache mächtig genützt; die reine und grosse, von allem
Kleinlichen freie Stimmung, die überall zutage trat, hat das hohe kulturelle Niveau unseres Bundes den Aussenstehenden deutlicher zum Bewusstsein gebracht, als je zuvor.
Mit den herzlichsten Grüssen
Ihr ganz ergebener
W Ostwald