Carl Gegenbaur an Ernst Haeckel, Heidelberg, 9. November 1873
Heidelberg, 9 Nov 73.
Liebster Freund!
Den Empfang Deiner Sendung meldend und für Deinen lieben Brief bestens dankend, ward ich durch einen soeben von Randropp aus Thorshavn erhaltenen Brief veranlaßt Dich mit einer Bitte zu bemühen. R. schreibt mir nämlich daß ein kleines Faß mit von mir gewünschten Thieren, darunter Delphin-Embryonen an mich abgegangen sei, natürlich nach Jena, von wo auch der Brief an mich kam. Sei nun so gut und gib auf der Post, eventuell auch am Steueramte Notiz davon daß die Sendung hieher gelangt. Vielleicht wird sie auch auf der Anatomie angemeldet so daß wohl auch Schwalbe davon benachrichtigt werden kann, der wohl nicht auf Cetaceen reflectirt, es wäre denn der Seltenheit wegen!
Nächstens erhältst Du einen ausführlichen Brief, worin ich Dir auch Genaueres über meine Berufung mittheilen kann, die ich selbst erst ganz allmählich kennen || lernte. Daraus für jetzt nur das Eine: Aus Jena gelangte über mich eine angeblich guter Quelle entstammende Nachricht hieher, daß ich mich um den Praeparirsaal nicht kümmere! Was sagst Du dazu? Du kannst von dieser Mittheilung beliebigen Gebrauch machen, für mich ist sie insofern werthvoll, als ich einen Grund mehr habe zu glauben a meine frühere Stellung richtig beurtheilt zu haben. Von dem Urheber jener Nachricht will ich übrigens b annehmen daß er mit Jenenser Verhältnissen nicht genau bekannt war, und daß er vielmehr einer ihm im gewissen Sinne gewordenen Aufforderung in allerdings leichtfertiger Weise entsprechen wollte. Ich bitte Dich nun wenn Du von jener Mittheilung gelegentlich Gebrauch machen solltest, Dich im Allgemeinen zu halten und nicht einfließen zu lassen daß Du die Notiz von mir hast. Vermuthen kann jeder was er will.
Mit besten Grüßen von Haus zu Haus
stets Dein treuergebener
CG.
Grüße die Bekannten!
a Gestr.: von Jena, oben überschrieben: zu glauben; b gestr.: gla.