Wilhelm Bölsche an Ernst Haeckel, Friedrichshagen, 2. Mai 1902
Viktoriastr. 7.
2.V.1902.
Lieber Herr Professor!
Ich komme erst heute dazu, Ihnen über unsere Wahl hinsichtlich der Aquarelle zu berichten. 3 Wochen ungefähr hat eine lästige kleine Krankheit (sogen. „Ziegenpeter", Ohrspeicheldrüsen-Entzündung) mich rein von allem abgebracht. Dr. Bondi möchte also im Ganzen acht von den zur Wahl gestellten Bildern reproduzieren und zwar vier bunt, vier einfarbig.
Bunt:
1.) Gedeh von Tjitzoeng, Buitenzorg 9.12.1900
2.) Tjibodas. 7.9.1901. (Urwald)
3.) Tjibodas. 7.1.1901
4.) Batu Tabal, Sumatra 26.2.1901. (Das köstliche Pfahldorf!)
Schwarz:
1.) Meragi, Fort de Kock, Sumatra 22.2.1901 ||
2.) Salak vom Mittelweg, Buitenzorg 6.12.1900
3.) Urwald (ohne Bezeichnung, im Vordergrund großer Farrnbaum rechts, links liegender Baumstamm, vom Hintergrund bricht Wasser durch)
4.) Landschaft ebenfalls ohne Bezeichnung
Das mir so liebe Bild mit dem letzten Sonnenstrahl des 19. Jahrhunderts würde nach Bondi´s Ansicht farbig sich schwer scharf wiedergeben lassen, schwarz aber um seinen Reiz kommen, es müßte also leider doch wohl fortbleiben.
Würden Sie nun noch die große Freundlichkeit haben, mir einige Worte zur sachlichen Erläuterung der acht Bilder beizusteuern, – so lang oder kurz wie es Ihnen paßt? Eventuell, falls Ihre Zeit es nicht anders erlaubt, brauchten es bloß ein paar Notizen zu sein || (das allernötigste, das zu jedem Bilde zu sagen wäre), die ich in meine Vorrede verarbeiten könnte. Viel erwünschter freilich wäre mir eine Erläuterung von Ihrer Hand, die ich als solche abdrucken könnte.
Noch einmal sage ich Ihnen vielen, vielen Dank für diese ganze wundervolle Beisteuer zu meinem Buche, Sie haben mir eine wirklich große Freude damit gemacht!
Mit den herzlichsten Grüßen
Ihr Wilhelm Bölsche