Wilhelm Bölsche an Ernst Haeckel, Friedrichshagen, 15. Februar 1893
FREIE BÜHNE FÜR DEN ENTWICKELUNGSKAMPF DER ZEIT.
Friedrichshagen bei Berlin, den 15. II 1893
Hochverehrter Herr Professor!
Herzlichste Glückwünsche zu Ihrem Geburtstage!
Zugleich mit diesen Zeilen geht Ihnen wohl die Fr. B. zu, – der Aufsatz von mir bringt ein paar Worte über Ihre Altenburger Rede. Stoßen Sie sich nicht an die Druckfehler-Teufelei des zweimaligen „Kinder" in dem Satze „Von offiziöser Seite" etc. Ich lege einen Vortrag bei, den ich neulich hier in der „Freireligiösen Gemeinde" gehalten. Es ist viel Wirrwar in diesen Vereinen, aber || ich wollte mich, einmal aufgefordert, der Pflicht nicht entziehen, – die Möglichkeit liegt ja immer vor, daß der Eine oder Andere, der zuhört, für ein freieres Auffassen der Dinge gewonnen wird. Die meisten dieser „freireligiösen” Herrn sind allerdings grade keine Muster, weder die Zuhörer, noch – leider – auch die professionsmäßigen Vortragenden, – es ist eine sehr bunte Gesellschaft!
Mit herzlichsten Grüßen auch von meiner Frau
Ihr Wilhelm Bölsche