Ida Altmann-Bronn an Ernst Haeckel, Rombach, 23. August 1917
Rombach in Lothringen, 23.8.1917
Hindenburgstrasse 17
Hochverehrter Herr Geheimrat!
Teuerster Meister!
Eine heitere Stunde in dieser furchtbaren Zeit hat uns das kleine Büchlein von Ricarda Huch „Lebenslauf des heiligen Wonnebald Pück“ bereitet. Da meinte mein Mann, das würde auch Ihnen Vergnügen machen, und so nehme ich mir die Freiheit, es Ihnen als Drucksache zuzusenden.
Zugleich erlaube ich mir, Ihnen mitzuteilen, daß mein Mann und ich die Bestimmung treffen wollen, daß nach unserm Tode unser bescheidenes Vermögen der Universität Jena zufließen soll, um das Werk der konfessionslosen Krankenpfleger-Schule zu fördern, das dort dank Ihrer gütigen Empfehlung an den Herrn Kollegen von der medizinischen Fakultät nach Beendigung des Krieges hoffentlich in Angriff genommen || werden wird. Einstweilen muß ja alles zurückgestellt werden. Da aber uns hier in dieser Zeit leichter als anderen etwas zustoßen kann, was an weiterem Wirken und Entscheiden hindert, halte ich es für zweckmäßig, daß unsere Absicht Ihnen bekannt sei, dessen Wort dann entscheidend und in jedem Falle unanfechtbar ist.
Mit dem herzlichen Wunsche und in der Hoffnung, daß den Zeitumständen nach Ihr Befinden gut ist und auch Ihren lieben Angehörigen persönlich der Krieg nicht zu schwere Opfer auferlegt hat, begrüße ich Sie wie allezeit in treu dankbarer Verehrung als
Ihre Schülerin
Ida Altmann-Bronn.