Hans Wolfgang Behm an Ernst Haeckel, Karlsruhe, 23. Januar 1911
Karlsruhe, den 23.I.11.
Hochgeehrter, lieber Herr
Professor!
In tiefster Ehrfurcht lege ich heute eine Ihnen gewidmete Schrift vor, in der ich nach eingehenden Studien versuche unsere monistischen sowie Ihrer ehrlichen und herrlichen Sache etwas mitzuhelfen, etwas wenig ja nur, aber gutgemeint. Da ich mir bewußt war, nur Wahres und gut durchgearbeitetes in den Buchhandel zu schicken, so glaubte ich auch mit bestem Gewissen Ihnen, mein teurer Herr Professor, die Arbeit widmen zu dürfen.
Ihre prächtige Schrift „Sandalion“ habe in einem Zuge gelesen. Wenn alles so wahr ist, was darin steht, || so wäre fürwahr die Erde gut, aber gegen verrückte Jesuiten und dumme Durchschnittsmenschen kämpfen wohl oft Götter selbst vergebens!
Als ich einen[!] mir bekannten Pfarrer die Schrift von Ihnen vorlegte, geriet dieser ausser sich vor Wut! Das ist dieser verdammte Haeckel, der auch gar nicht ruhen kann, verlogen ist, ja das meiste darin etc! Man muß sich tatsächlich oft sehr wundern, wie einfältig doch noch unsere „Seelsorger“ sind.
Jedenfalls hat aber Ihre famose Schrift mal wieder den Keplerbund in ziemliche Bestürzung versetzt und bedeutet sie wieder einen großen Schritt weiter für unseren doch einstmaligen Sieg.
In tiefster, sehr ergebenster Hochachtung
Ihr Behm.