Wilhelm Breitenbach an Ernst Haeckel, Brackwede, 11. Januar 1907
DR. W. Breitenbach.
VERLAG DES DEUTSCHEN MONISTENBUNDES.
BUCHDRUCKEREI
11. Jan. 1907
Sehr geehrter Herr Professor,
heute vor einem Jahre wurde der Monistenbund gegründet. Wenn er trotz vieler Schwierigkeiten innen und aussen heute doch schon 1600 Mitglieder hat, die alle begeistert bei der Sache sind, so können wir mit dem Erfolg wohl zufrieden sein. Die Kinderkrankheiten der Organisation müssen überstanden sein, die richtigen Leute müssen erst an der richtigen Stelle stehen, dann wird die Sache vorwärts gehen und wir werden gute Erfolge haben. Die Exemplare Ihrer Flugschrift sind so weit vergriffen, dass, da die Nachfrage anhält, ein Neudruck erforderlich wird. Ich möchte Sie deshalb zunächst einmal fragen, ob Sie mit einem solchen einverstanden sind und ob Sie etwaige Aenderungen oder Zusätze zur ersten Auflage zu machen haben. Da ich, Ihre Genehmigung vorausgesetzt, mit dem || Neudruck bald beginnen möchte, darf ich Sie vielleicht bitten mir Ihren Entschluss bald mitzuteilen. Ich habe nicht ein Exemplar der Schrift mehr am Lager und mein Kommissionär in Leipzig auch nicht. Es lagern nur noch Exemplare bei den Sortimentern, wir können aber nicht einmal die Barbestellungen ausführen. Daher die Notwendigkeit des Neudrucks, der aber bald erfolgen muss, wenn er Zweck haben soll.
Ueber Hannover wird Ihnen Dr. Schmidt wohl berichtet haben. Ich bin mit vielen dort vorgekommenen Dingen keineswegs einverstanden. Die Leitung des Bundes ist noch lange nicht einheitlich genug und viel zu verwickelt, um ein erspriessliches Arbeiten zu gewährleisten.
Ich verliere aber die Hoffnung nicht, dass man schliesslich doch den richtigen Weg und die einzig brauchbare Methode finden wird.
Mit der Bitte um recht baldigen Bescheid und freundlichen Grüssen
Ihr dankbar ergebener treuer Schüler
Dr. W. Breitenbach