Max Vollert an Walter Haeckel, Jena, 12. Februar 1916
DER KURATOR
DER GROSSH. U. HERZOGL. SÄCHS.
GESAMT-UNIVERSITÄT.
JENA, DEN 12. Februar 1916.
Sehr geehrter Herr!
Bei dem Umbau der Universitäts-Bibliothek hier waren Ihrem Herrn Vater auf dessen Wunsch zwei größere Räume im südlichen Erdgeschoß zur Verfügung gestellt worden. In dem einen sollte das phyletische Archiv d. h. alle Schriften, der Briefwechsel, die Fachbibliothek und sonstige Archivalien und Bücher Ihres Herrn Vaters aufgestellt werden. Der andere Raum sollte als Arbeitsstätte für den Archivar, als welcher Herr Dr. Heinrich Schmidt in Aussicht genommen war, und für alle diejenigen dienen, welche in dem Archiv zu arbeiten wünschen. Dagegen sollten die Bildhauerarbeiten, die größeren Gemälde und sonstigen Kunstwerke in den drei Räumen Platz finden, welche Ihrem Herrn Vater im ersten Stock des Phyletischen Museums vorbehalten sind. Die Uebersiedelung des Archivs in die Universitäts-Bibliothek würde den Vorteil haben, daß der Archivar dem Bibliotheksdirektor unterstellt werden und die Bibliothek für Heizung, Beleuchtung, Reini-||gung und sonstige Verwaltung des Archivs sorgen könnte.
Ich habe Ihrem Herrn Vater mitgeteilt, daß die beiden Zimmer jetzt ausgeräumt seien und der Fußboden demnächst mit Linolium belegt werden würde. Wände und Decken würden anzustreichen sein und im Mai könnte die Uebersiedelung erfolgen. Ueber das Nähere würde Ihr Vater Bestimmung zu treffen haben.
Von weiteren Plänen, wie der Begründung einer Goethe-Professur, dem Ankauf des Hauses Ihres Herrn Vaters durch wohlhabende Verehrer u.s.w. ist mir nichts bekannt.
Eine Rückgabe der beiden Zimmer an die Bibliothek würde keinerlei Schwierigkeiten bieten und könnte jederzeit erfolgen.
Ich werde weiter warten und sehe zunächst einer Aeußerung Ihres Herrn Vaters entgegen.
Mit vorzüglicher Hochschätzung
Vollert
Herrn
Maler Walter Haeckel
München
Nymphenburgerstraße.