Haeckel, Ernst

Missiv des Prodekans der philosophischen Fakultät, Ernst Haeckel, Jena, 8. Februar 1874

Senior venerande!

Assessores gravissimi!

Herr Theodor Renaud, geb. 1844 in Erlangen, bewirbt sich um die Promotion in absentia. Derselbe hat 4 Jahre hindurch Theologie und Philologie studirt, war anfangs Lehrer an einer höheren Töchterschule, darauf Pfarrer in Bayreuth, mußte aber 1871 diese Stelle eines Halsleidens wegen aufgeben. Gegenwärtig ist er Redacteur der „Straßburger Zeitung“. Die eingesandte Abhandlung „Über den Stand Walthers von der Vogelweide“ ersuche ich Herrn Collegen Sievers gefälligst beurtheilen zu wollen.

Jena den 8. Febr. 74

Haeckel

d. Z. Prodecan.

Beschluß:

Abweisung

Hkl 13/2 ||

Die Arbeit zeugt von löblichem Fleiß und eindringlicher Beschäftigung mit dem Gegenstande, den sie behandelt, auch soweit ich bei dem Mangel der besonders hier einschlagenden Schrift (eines Schweizerischen Schulprogrammes) urtheilen kann, von selbstständigem Urtheil. Ich würde deshalb die Zulassung des Candidaten zur Promotion in praesentia für unbedenklich erachten, obschon ich mit dem Resultate der Arbeit nicht einverstanden bin; für den Druck ist dagegen die Abhandlung nicht reif genug; wenn also der Candidat nicht zur Prüfung in praesentia bereit ist, würde ich für Abweisung mich erklären.

E. Sievers

Dem voranstehenden Votum beitretendSnell

EbensoStickel

- Nipperdey

- E. E. Schmid

- Moriz Schmidt

- Hildebrand

- A. Geuther

- C. Bursian

- Fortlage

- Delbrück

 

Letter metadata

Dating
08.02.1874
Place of origin
Destination
Jena
Possessing institution
Universitätsarchiv Jena
Signature
UAJ, M 437, 1r-1v
ID
47337