Duisberg, Carl

Carl Duisberg an Ernst Haeckel, Leverkusen, 11. Oktober 1916

PROF. DR. C. DUISBERG

GEHEIMER REGIERUNGSRAT

Leverkusen, den 11. Oktober 1916.

bei Cöln a. Rh.

Seine Excellenz

Herrn Wirklichen Geheimen Rat Prof. Dr. Ernst Haeckel

Jena.

Hochverehrte Excellenz!

Nehmen Sie herzlichsten Dank für Ihren lieben Brief nebst Beilagen der verschiedensten Art entgegen und bestätigen Sie auch Ihrem Assistenten Herrn Dr. Heinrich Schmidt seine freundlichen Zeilen vom 9. dieses Monats.

Meine Frau und ich, sowie das junge Paar haben sich über Ihre Glückwünsche herzlichst gefreut. Dies umsomehr, als Ihre Enkelin, wie wir aus der beigefügten Anzeige ersahen, sich auch mit einem Beherrscher der Lüfte, dem Sohn meines Kollegen Hantzsch, verlobt hat. Hoffentlich geht es Ihrem glücklichen Paar nicht so, wie es dem unsrigen ergangen ist, das auch bis nach Friedensschluss mit der Heirat warten wollte, nachdem die Verlobung wenige Wochen vor Kriegsanfang geschlossen worden war. Aber durch die lange Dauer des Krieges sah sich das Paar doch veranlasst, der langen Verlobungszeit ein Ende zu machen. Hoffentlich also geht, wie wir es ja alle schon so lange wünschen und erwarten, aber bis jetzt vergeblich, der Krieg bald zu Ende, damit auch bei Ihnen neue Lebenskreise geschlossen werden können. Ich fürchte aber, soweit ich die Verhältnisse kenne || und ich habe infolge der gewaltigen Kriegstätigkeit, die wir hier in Leverkusen ausüben müssen, rege Beziehungen zur Obersten Heeresleitung, es wird noch länger dauern, als die meisten wähnen, da wir uns zu neuen gewaltigen Kraftanstrengungen rüsten.

Was nun Ihren Wunsch anbetrifft, ich möchte Ihr entwicklungsgeschichtliches Archiv unterstützen, so bedaure ich sehr, Ihnen den Restbetrag von M 40 000.-, der noch fehlt, leider in dieser Höhe nicht überweisen zu können. Wie Sie wahrscheinlich aus den Zeitungen ersahen, kamen Sie in sofern zu spät, als meine Frau und ich bereits Stiftungen im Betrage von M 80 000,- zu Gunsten der Kriegsfürsorge gemacht hatten und uns viel mehr zu tun diesmal nicht möglich ist. Man muss auch nach Lage der Verhältnisse bei Stiftungen jetzt in erster Linie an diejenigen denken, die am meisten unter dem Krieg gelitten haben und noch leiden. Um Ihnen aber unsere Verehrung zu bekunden, wollen wir Ihnen den Betrag von 10 000 Mark für die Zwecke Ihres Archivs zuwenden und haben dem Prorektor der Universität Jena dieserhalb geschrieben. Hoffentlich gelingt es Ihnen, bald die noch fehlenden M 30 000 anderweitig zu beschaffen.

In alter getreuer Verehrung und mit herzlichen Grüssen

Ihr sehr ergebener

C. Duisberg

 

Letter metadata

Recipient
Dating
11.10.1916
Place of origin
Country of origin
Destination
Jena
Possessing institution
EHA Jena
Signature
A 47167
ID
47167