Haeckel, Karl

Karl Haeckel an Ernst Haeckel, [Berlin], [vor 19. Mai 1861]

Lieber Bruder.

Einen herzlichen Gruß von Berlin aus! Du fehlst mir recht im Aelternhause; ich vermisse den alten Schlaf- u. Stubenkumpan, an dem ich mich reiben, mit dem ich aber auch manches traute Wort plaudern kann. Deine Anna ist mit der Mutter am Dienstag früh glücklich weiter gereist; Du wirst wohl schon von Ziegenort aus Nachricht von ihr haben. Deinen Ausflug ins Schwarzathal möchte ich wohl mitmachen können. Grüß mir die Höhen bei Saalfeld auf Deiner Tour. Wenn Du nur besser Wetter hast, als wir hier. Jetzt ist’s || wieder hübsch kühl. Vorigen Sonntag u. Montag hatten wir noch +25° des Mittags im Schatten. – In Freienwalde ist wieder Turnjubel zu Pfingsten; ich konnte aber doch nicht die Herreise deshalb verschieben. Ich bleibe bis Ende nächster Woche. Kommst Du aus dem Schwarzathal zurück, so sende doch bald einen Reisebericht hierher; ich will dafür sorgen, daß derselbe gleich nach Z. weiter geht. Hast du denn meine Thüringer-Wald-Karte dort? –

Die Aeltern habe ich munter gefunden. Vater präparirt einen Auszug aus seinem Lebensabriß, für Gustav Freitag (den Mitredakteur der „Grenzboten“), der durch Dritte ihn darum ersucht hat. Ich freue mich mit meinem Alten ein Paar Tage gemüthlich zusammen plaudern zu können. Ade. Eben sitzen die beiden Großtanten bei den 5 Würmern und amüsiren sich über das kleine Volk. Heinz hat sein Assessor-Patent mit dem Prädikat „gut“. Er läßt so mit die anderen grüßen.

Dein Bruder Karl

Grüße für Krukenberg

 

Letter metadata

Author
Recipient
Dating
??.05.1861
Place of origin
Country of origin
Possessing institution
EHA Jena
Signature
EHA Jena, A 44693
ID
44693