Ernst Haeckel an Georg Ebers, Jena, 3. März 1888
Villa Haeckel, Jena, den 3. März 1888
Lieber Freund und College
Verzeihen Sie, daß ich erst heute Ihre freundlichen Zeilen beantworte. Ich war aber diesen Winter durch dringlichste Arbeiten (insbesondere die Vollendung der Tiefsee-Fauna für den Challenger, (– über 3000 IV. zuz. Text und 222 Tafeln!) so übermäßig in Anspruch genommen, daß alle Correspondenz stockte. || Inzwischen wird Ihnen Ihr Sohn schon von uns und von Jena erzählt haben.
Ich habe mich sehr gefreut, durch ihn nach so langer Zeit einmal ausführlich von Ihnen und Ihrer lieben Familie zu hören. Durch Ihre Werke – die meine Frau mit großem Interesse liest – und besonders durch Ihr Egypten, an dem ich mich so oft erfreue, bleiben wir immer mit Ihnen in Verbindung. || Ihr Sohn hat neulich im Physicum – zu meiner besonderen Freude, bei mir in Zoologie gut bestanden. –
Uns geht es im Ganzen gut. Leider ist mir meine Frau seit Jahren, viel kränklich, so daß wir sehr still leben.
Hoffentlich können Sie im Sommer mit Ihrer lieben Frau einmal wieder her, um die Wunder von Neu-Jena (13,000 Einw., 3 Bahnhöfe, Villen-Gürtel etc. etc.) anzuschauen.
Mit herzlichen Grüßen von Haus zu Haus.
Ihr treu ergebener
Ernst Haeckel