Ernst Haeckel an Julius Rodenberg, Jena, 12. September 1898
ZOOLOGISCHES INSTITUT
DER UNIVERSITÄT JENA.
JENA, DEN 12. Septb. 1898.
Hochgeehrter Herr Doctor!
Wie Sie vielleicht aus den Zeitungen ersehen haben, fiel mir bei dem Internationalen Zoologen-Congresse, welcher vor drei Wochen in Cambridge tagte, die Hauptaufgabe zu, nämlich ein Vortrag über „Unsere gegenwärtige Kenntniß vom Ursprung des Menschen“. Über die gelungene Lösung desselben finden Sie einen kurzen Bericht in der beiliegenden Nr. 493 der „National-Zeitung“. ||
Ich beabsichtige nun, den Vortrag, dessen deutsches Manuscript ich Ihnen beifolgend übersende, noch im Laufe dieses Jahres (also spätestens Anfang December) als Broschüre erscheinen zu lassen, mit Anmerkungen und wissenschaftlichen Erläuterungen begleitet; Strauss in Bonn will ihn verlegen.
Zuvor wollte ich aber bei Ihnen anfragen, ob Sie den Vortrag, so wie er hier vorliegt, für geeignet halten, in der „Deutschen Rundschau“ zu erscheinen. || In diesem Falle müßte er wohl in dem November-Heft derselben Aufnahme finden?
Sollten Sie jedoch aus irgend einem Grunde dies nicht für thunlich halten, so bitte ich Sie freundlichst, mir das Manuscript baldigst (unfrankirt und eingeschrieben) zurückzuschicken, womöglich noch in dieser Woche. Ich werde nämlich wahrscheinlich am 19. Septb. eine Bade-Cur in Baden-Baden antreten müssen, um mich von den argen Strapatzen der Cambridge-Reise zu erholen. ||
In der Hoffnung, daß Sie und Ihre liebe Familie sich wohl befinden, bleibe ich mit freundlichen Grüßen in aufrichtiger Verehrung
Ihr ergebenster
Ernst Haeckel.
Herrn
Dr. Julius Rodenberg
Redacteur der
„Deutschen Rundschau“,
Lützow Str. 7, Berlin, W.