Ernst Haeckel an Julius Rodenberg, Jena, 7. Juli 1875
Jena 7. Juli 75
Hochgeehrter Herr Doctor!
Für die freundliche Übersendung des Juli-Heftes der „Deutschen Rundschau“ und Ihre begleitende gütige Zuschrift statte ich Ihnen meinen verbindlichsten Dank ab: Die darin enthaltene Besprechung meiner Arbeiten von E. v. Hartmann scheint mir – soweit ich hierin objectiv urtheilen kann – im Ganzen viel zutreffender, als die meisten anderen, in letzter Zeit ziemlich zahlreich gewordenen Äußerungen von Freund und Feind. Da die Feinde gerade in Berlin sehr überwiegen, hat mir der Artikel besondere Genugthuung gewährt. Nur in Betreff der Teleologie und der damit zusammenhängenden naturphilosophischen Fragen, glaube ich, täuscht sich Hartmann. ||
Was Ihren Wunsch betrifft, ich möge Ihnen für das October-Heft der „Deutschen Rundschau“ einen Beitrag senden, so würde ich denselben sehr gern erfüllen, indem mir selbst daran liegt, einige wichtige entwicklungsgeschichtliche Probleme von allgemeinem Interesse dort zur Besprechung zu bringen. Ich weiß aber nicht, ob ich wegen der wissenschaftlichen Special-Untersuchung, die ich vorher beendigen muß, bis dahin Zeit finden werde, den Aufsatz zu schreiben.
Im Winter habe ich für einen Freundes-Kreis einen (halbstündigen) Vortrag über meinen Besuch a von Brussa und b die Besteigung des benachbartem asiatischen || Olymp (im Frühjahr 1873) niedergeschrieben, den ich Ihnen mit einigen Verbesserungen auf Ihren Wunsch senden könnte. Ich zweifle aber, daß Ihnen mit einer solchen, ziemlich leichten c Reiseschilderung gedient sein wird.
Auf alle Fälle hoffe ich später Ihren Wunsch erfüllen und mich als Mitarbeiter an der „Deutschen Rundschau“ betheiligen zu können.
Mit wiederholtem Danke
hochachtungsvoll
Ihr ergebenster
Ernst Haeckel
a gestr.: B; b gestr.: auf; c gestr.: ,