Ernst Haeckel an Charlotte Haeckel, Jena, 17. Februar 1886
Jena 17. Febr. 86.
Liebste Mutter!
Für Deine mütterlichen Glückwünsche zu meinem 52. Geburtstage danke ich Dir von Herzen. Hoffentlich gehen sie in Erfüllung. Wir haben diesen Tag, der für mich ja so gemischte Empfindungen bringt, wie gewöhnlich ganz still verlebt, um so mehr als Agnes sehr catarrholisch war. Heute Abend wird dafür Heinrich bei uns sein. – Morgen feiert er seinen Geburtstag auf einem Studenten-Ball (Pauliner-Musik) ||
Ich wurde gestern durch einen sehr hübschen Brief unsres lieben Walter erfreut, der sich jetzt vortrefflich entwickelt. Auch von Tante Bertha, Allmers, Krause und mehreren Schülern bekam ich liebe Briefe, ferner ½ Dutzend Telegramme von fernen Verehrern. In Chemnitz hat der naturwiss. Verein gestern eine besondere „Haeckel-Feier“ veranstaltet. Du siehst also, daß Dein alter Junge immer noch Freunde hat! ||
– Morgen kommt Murray, der Edinburgher Freund und Challenger-Director, auf 3 Tage zum Besuch. Die große Radiolarien Arbeit geht jetzt flott zu Ende. – In 3 Wochen ist auch Semester-Schluß. Ich freue mich sehr auf die Oster-Ferien, und auf die stillen behaglichen Tage bei meiner lieben alten Mutter, der besten von allen Müttern! Bitte grüße die gute liebe Frau bestens und lasse sie recht gut essen und trinken! Hörst Du wohl? ||
Mit herzlichsten Grüßen von der ganzen Villa Medusa
Dein treuer alter
Ernst.