Ernst Haeckel an Karl Haeckel, Jena, 24. Juli 1888
Jena 24. Juli 88.
Lieber Bruder!
Unsere Reisepläne haben sich erst jetzt consolidirt. Ich muß zunächst noch meine Challenger-Correcturen (täglich 3 Bogen!) fertig machen; wir werden daher frühestens am 6. August fortkommen, wahrscheinlich erst am 8. oder 10. Wir denken volle 6 Wochen im Gebirge zu bleiben. Agnes ist seit 6 Wochen fast immer krank (bald Magen, bald Luftröhre, bald Niere!) und sie bedarf dringend einer längeren und gründlichen Erholung. Wir werden uns wohl in einem stillen Orte in Tyrol oder Ober-Baiern auf 5 Wochen (mindestens!) niederlassen. ||
Ich selbst denke dann noch Ende Septb und Octob auf 4 Wochen an die Riviera zu gehen, um womöglich einige interessante Siphonophoren-Fragen, in denen ich stecken geblieben bin, zu lösen. Da ich seit 1½ Jahren fast ununterbrochen stark gearbeitet habe, und nun seit 12 Jahren in den Challenger-Arbeiten stecke, bedarf ich ebenfalls sehr einer längeren Erholung.
Leider müssen wir unter diesen Umständen vorläufig auf Deinen Besuch verzichten, hoffen aber sehr, daß Du ihn bald nachholen wirst (vielleicht noch im October!) – ||
– Wenn Du an Theodor Bleek ein Geschenk zur Silbernen Hochzeit schickst, werde ich mich gern betheiligen, und bin mit Allem was Du vorschlägst, einverstanden. –
Hoffentlich geht es unserem lieben Mutterchen leidlich.
– Ich werde Dir von der Reise stets unsere Adresse schicken, damit Du mich jederzeit telegraphisch erreichen kannst.
– Zu Deiner Reise wünsche ich Dir von Herzen das schönste Wetter, und viel Vergnügen, was auch wir erhoffen!
Herzlichste Grüße an Alle!
Dein treuer Bruder
E. Hkl