Haeckel, Charlotte

Charlotte Haeckel an Ernst Haeckel, Berlin, 26. Januar 1853

Berlin 26/1 53.

Mein lieber Ernst!

Das war eine rechte Sonntagsstunde für uns als Dein Brief gestern ankam. Wie sehr freut es mich daß Du wohl und munter bist, nimm Dich mit dem Knie in Acht vor Erkältung, sonst mache Dir weiter keine Sorge, Du wirst sehn, das wird noch ganz gut, solche Prüfungen kommen ja öfter im Leben, die dürfen uns nicht niederwerfen. Tante Bertha geht es nun auch etwas besser, und so wollen wir hoffen, || daß es ihr bald wieder so gehen möge, wie es ihr nur jetzt gehen kann. –

Gestern brachte mir Therese Kisselung, die von Merseburg kam, ein Briefchen von der Wieck, Marie, die sehr bedenklich erkrankt war, ist wieder wohl, und wieder in Leipzig. Therese erzählte mir auch, daß die Schüler Wiecken zu seinem 71sten a Geburtstag einen Fackelzug gebracht hätten, das wird Dich amüsiren, daß Deine Freunde in Merseburg also || auch einen Fackelzug mit gemacht haben. Ich denke auf den Löffel für den kleinen Osterwald ließ ich bloß Ernst gravieren, das bezeichnet den Gevatter und das Pathchen; wünschst Du es anders, so schreibe es, vielleicht noch d. 29sten Februar 1853 oder vielleicht 29/2 53. ??

Theodor und Heinrich, die Dich herzlich grüssen lassen, kommen öfters zum Kaffe zu uns; auch Tante Bertha grüßt Dich schön, ich habe ihr nicht || gesagt, daß ich Dir heute schreibe, sonst hätte sie vielleicht ein paar Worte zu schreiben wollen, und das Schreiben wird ihr noch zu schwer. Du hast nichts von Geld geschrieben, da ich aber nicht wünsche, daß Du knauserst, bei Deinem Lebensunterhalt, so schicke ich Dir 50 Thaler hier mit; wir haben das Vertrauen zu Dir, daß Du, wenn auch sparsam doch orndlich mit dem Gelde umgehst. –

Nun, lebe wohl, mein Herzens Sohn, halte Dich gesund, und denke fleissig an Deine Mutter.

a eingef.: 71sten

 

Letter metadata

Recipient
Dating
26.01.1853
Place of origin
Country of origin
Possessing institution
EHA Jena
Signature
EHA Jena, A 36112
ID
36112