Ernst Haeckel an Wilhelm Engelmann, Jena, 29. Dezember 1878
Jena 29 Dec 78.
Herrn Prof. Dr. Wilh. Engelmann
Lieber Freund!
Da ich aus Ihrer freundlichst übersandten Abhandlung erfuhr, daß Sie noch in Leipzig bei Ihrer Familie verweilen, will ich nicht verfehlen, auch Ihnen meine herzlichste Theilnahme an dem Tode Ihres lieben Vaters auszudrücken. Hat derselbe auch seine Lebens-Aufgabe in rühmlichster Weise zum Nutzen der Wissenschaft voll und ganz erfüllt, so || bleibt doch der Verlust des theuren Haupts für Ihre Familie um nichts weniger schmerzlich und unersetzlich.
Für Ihre freundlichst übersandten Abhandlungen, die ich mit großem Interesse gelesen habe, danke ich Ihnen herzlichst. Besonders haben mich die Ausführungen über Amoeben und Infusorien interessirt, sowie das negative Resultat des Hydra-Umstülpungs-Versuchs, an den ich niemals geglaubt habe. ||
Vielleicht ist Ihnen beifolgende kleine Schrift über das Protistenreich von einigem Werth.
Hoffentlich befinden Sie sich mit Frau und Kindern wohl. Mir geht es im Ganzen gut. Ich stecke jetzt ganz (und noch für Jahre hinaus) in den fabelhaften Radiolarien der Challenger-Expedition.
Mit freundlichsten Grüßen
Ihr treu ergebener
Ernst Haeckel