Ernst Haeckel an Alfred Gabriel Nathorst, Jena, 4. Juni 1882
Jena 4 Juni 82
Hochgeehrter Herr Doctor!
Entschuldigen Sie gütigst, dass ich Ihren freundlichen Brief heute erst beantworte und Ihnen meinen herzlichen Dank für die gütigen Übersendungen Ihrer werthvollen Arbeiten erst jetzt abstatte. Ich bin erst kürzlich von Ceylon zurückgekehrt, wo ich den ganzen Winter zugebracht und die Fauna und Flora der Tropen in schönster Entwickelung bewundert habe.
Ihre schöne Arbeit über die fossilen Medusen des cambrischen Systems hat mich natürlich im höchsten Maasse interessirt, und ich glaube, dass Ihre treffliche Deutung derselben ganz richtig ist. ||
Medusiter radiatus scheint mir ebenfalls eine Aeginide zu sein. Dass die Rhizotomen anfänglich noch eine offene Mundhöhle hatten, bezweifle ich nicht, und halte es so für möglich dass die Magenhöhle mit Schlamm ausgefüllt wurde. Auch Ihren übrigen Deutungen stimme ich zu.
Erlauben Sie mir, Ihnen bei dieser Gelegenheit auch für Ihre frühere Zusendung der Arbeit über Thierfährten freundlichst zu danken. Ich wünsche Ihren palaeontologisch-phylogenetischen Arbeiten den besten Erfolg. Mit hochachtungsvollem Grusse
Ihr ergebenster
Ernst Haeckel