Oscar Hertwig an Ernst Haeckel, Berlin, 26. Februar 1889
Berlin. 26.II.89.
W. Maassenstr. 34 III.
Lieber Freund, verehrter College!
Herzlichen Antheil habe ich an dem Tod Ihrer lieben Frau Mutter genommen, welche ich wegen Ihrer Rüstigkeit und Frische in ihrem hohen Alter immer bewundert und verehrt habe. Ich würde Ihnen gleich geschrieben haben, wenn ich nicht seit 1½ Wochen an einem || recht lästigen Carbunkel auf dem Rücken litte und deswegen schon mehrfach das Messer des Chirurgen habe fühlen müssen. Zum Lesen werde ich in Folge dessen vor Schluss des Semesters wohl nicht wieder kommen; doch bin ich jetzt auf dem Wege der Heilung.
Für das schöne Geschenk, mit dem Sie neulich unseren Jungen bedacht haben, sagen meine Frau und ich Ihnen || herzlichen Dank. Hoffentlich wird er später einmal seinem Pathen Ehre machen. Bis jetzt ist er in seiner Entwicklung noch zurück und hat mit den Anfängen des Sprachstudiums noch nicht begonnen; um so mehr intressirt er sich für Kletterversuche und ist im Ganzen ein artiges Kerlchen, das uns und den Grosseltern viel Freude macht.
Hoffentlich geht es Ihrer Familie gut. Mit herzlichen Grüssen von Haus zu Haus
Ihr Oscar Hertwig.