Wilhelm Keferstein an Ernst Haeckel, Göttingen, 7. März 1863
Göttingen 1863 März 7.
Liebster Häckel
endlich kann ich Ihnen die Anzeige Ihres großen Werks übersenden und Ihnen dadurch auch öffentlich beweisen, wie aufrichtig ich dasselbe bewundere. Den Recensenten im Parthenon, über den Sie sich hoffentlich nicht geärgert haben, konnte ich leider nicht weiter widerlegen, da bei der Correctur nur diese paar Zeilen noch anzubringen waren. In den nächsten Tagen glänzen Sie auch in meiner Vorlesung und Sie sehen daß ich Ihr Werk gut benutze.
Durch das Warten auf den Ab-||druck der Anzeige ist es gekommen daß ich noch immer Ihnen nichts von meinem frohsten Ereigniß gesagt habe. Am 11 April bin ich durch die sehr glückliche Geburt eines Sohnes erfreut, der ganz prächtig gedeihta. Sie sehen ich befestige mich immer mehr als Familienvater und bin sicher, daß Sie daran aufrichtig Theil nehmen.
Ihnen und Ihrer lieben Frau geht es sicher recht sehr gut und im Sommer denken Sie hoffentlich daran mich einmal in Göttingen und Ihre Freunde hier zu besuchen.
Mir selbst geht es sehr gut, wenn auch die Stellung noch manches zu wün-||schen lässt. Doch blüht die Vorlesungen und das muss ich schon sehr anerkennen. Die eigenen Arbeiten leiden sehr unter dem Bronn, von dem Sie einliegende Lieferung 17 und 23 erhalten, durch den auf der anderen Seite aber viele Anregung kommt.
Ehlers geht es gut und grüßt Bestens: die Fiumer Sachen werden ihn vielleicht noch den Sommer beschäftigen, da die Prosectur im Winter nur wenig Zeit übrig lässt.
Nun kommt ja unser Geuther mein lieber Freund zu Ihnen: Sie werden hoffentlich ihn viel sehen und sicher stets mit dieser Wahl sehr zufrieden sein.
Aus Freitags Bilder aus der Vor-||zeit sehe ich erst welch edlem Stamme Ihre liebe Frau, wie Sie selbst angehören. Sie feiern diese Zeit deßhalb doppelt, wie auch ich dessen Vater auch einer von 1813 ist, aber leider nicht mehr zu den Lebenden gehört. Wollen wir Söhne stolz sein auf unsere Väter und ihrem Vorbilde bei der Gelegenheit folgen!
Carpenters Foraminiferen haben wir noch nicht erhalten und ich kenne es bisher nur aus dem es sehr lobenden Parthenon. Nächsten Sommer darf ich Ihnen sicher zum Pariser Preis gratuliren.
Mit den herzlichsten Grüßen von meiner Frau wie von mir selbst an Ihre liebe Frau Gemahlin bleibe ich stets in aufrichtiger Freundschaft
Ihr
W. Keferstein
a korr. aus dedeiht