Lehmann-Russbüldt, Otto

Otto Lehmann-Russbüldt an Ernst Haeckel, Schmargendorf, 21. Januar 1910

Schmargendorf 21.I.1910

Misdroyerstr. 13

Excellenz,

Seitdem ich an dem entschlafenen Giordano Bruno-Bund viel bittere, kostspielige aber auch wertvolle Erfahrungen gemacht hatte, entschloss ich mich, den Feldzug gegen die Mächte der Finsternis als ein kleiner Freibeuter auf eigene Faust zu führen – vor allem nach || Gesichtspunkten, die ich allein noch für wirksam halte, denn auch der Monistenbund ist mir viel zu zahm.

Fräulein Maria Holgers benachrichtigte mich einmal flüchtig, dass Sie, Euer Excellenz in Anlehnung an frühere Begegnungen einmal eine kleine Auslassung „ Auch ein Pfingstreisig“ von mir mit Interesse durchgesehen haben. Dieser kleine Artikel wurde der Keim zu einer Streitschrift, die ich Ihnen hiermit im Manuskript || vorlege. Die Sache wird gedruckt werden und es sollen ihr ca 20 Sympathieerklärungen vorangestellt werden von Personen aus dem öffentlichen Leben, die durch wissenschaftliche Bedeutung oder durch ihre Stellung als Staatsbeamter für den Zweck der Sache besonders ins Gewicht fallen. Ich habe auch schon einige Unterschriften von etatsmässig angestellten Beamten der Reichspost, die mit Kenntnis der Behörde bereits aus der Landeskirche ausgetreten sind. ||

Ich werbe natürlich auch um Ihre Erklärung als des Nestors und auch fast des vorläufig einzigen ganzen Mannes in Deutschland, der ausserhalb der Sozialdemokratie – die auch ich abweise – scharf und entschieden ist mit der Tat, worauf es doch allein ankommt.

Zu den bisherigen Unterzeichnern, der aus der a Kirche Ausgetretenen, gehört auch Herr Rittmeister Kurt von Tepper-Laski, Berlin, einer unserer ersten Rennstallbesitzer.

In hoher Verehrung

Ihr Otto Lehmann-Russbüldt.

a irrtümliche Dopplung: der

 

Letter metadata

Recipient
Dating
21.01.1910
Place of origin
Country of origin
Possessing institution
EHA Jena
Signature
EHA Jena, A 27489
ID
27489