Ernst Reimer an Ernst Haeckel, Berlin, 23. Juni 1886
Verlagsbuchhandlung
Georg Reimer in Berlin.
S. W. Anhaltische Strasse 12.
Berlin 23/6.86
Mein lieber Ernst
Es war mir ein großes Bedürfniß, gleich nach unserer Rückkehr meinem Freude- und Dank erfüllten Herzen Luft zu machen, aber ich wähnte Euch im königlichen Sachsen, am Rhein oder sonstwo. Nun will ich nach Empfang Deines lieben Briefes wenigstens constatiren, daß meine freudige Erinnerung an die 2 schönen Jenaer Tage und an Eure unvergleichliche Gastfreundschaft noch gleich schwer in meinem Herzen liegt.
Mit dem Format des Pohleschen Probedrucks und mit der Schrift des Textes bin ich ganz einverstanden, aber die Abschnitt- und Kapitel-Ueberschriften gefallen mir gar nicht, die müssen viel kleiner werden; erster Abschnitt und erstes Kapitel dürfen nicht aus Majuskeln gesetzt sein. Ich bitte Dich, dies ganz nach Deinem || Geschmack zu arrangiren und dabei die Kapitel-Ueberschriften im ersten Theil der Radiolarien (vergl. darin pag. 25) zum Muster zu nehmen, dann müßte auch alles aus der gleichen Schriftsorte aber in verschiedenen Graden gesetzt werden und dann bin ich ganz Deiner Ansicht daß Abschnitt und Kapitel aus kleinerer Schrift wie anatomische Resultate und wie Organismus gesetzt werden. Das Textpapier werde ich von einem meiner Papierlieferanten direkt an Pohle abschicken lassen.
Von Giltsch habe ich bisher die Tafeln12-14, 16-17; 20-22, 24-26,
28-30, 34, 51, 52, 54, 55, 58-64,
66-67, 69-71, 74, 76-82, 84-89
in je 250 Exemplaren erhalten und bezahlt. Ich zeige ihm dies per Karte an. Probe Andrucke der fehlenden Tafeln habe ich nicht erhalten. ||
Du hast recht: Meine arme Frau ist recht zu beklagen wegen des unfreundlichen Wetters, bei ihrem Katarrh, der gar nicht weichen will. Hoffentlich kommt sie in der nächsten Woche, soweit gebessert zurück, daß sie zu ihrer Nachkur mich an die See begleiten kann. Viele herzliche Grüße an Deine liebwertheste Gattin und an Deine lieben Kinder
von Deinem treuen Ernst Reimer