Reimer, Georg

Georg Ernst Reimer an Ernst Haeckel, Berlin, 2. Februar 1875

Georg Reimer.

Berlin. S. W.

Anhaltische Strasse 12.

Berlin 2 Februar 1875.

Lieber Ernst,

Mit dem Absatz der 5ten Aufl. Deiner Schöpfungsgeschichte ist es in erfreulicher Weise rascher gegangen, als ich zu hoffen wagte, namentlich zu Weihnachten ist viel davon verkauft worden, so daß wir augenblicklich keine Exemplare haben, sondern auf die Remittenden warten müssen, um die immer noch eingehenden Bestellungen zu erledigen. Wenn auch wie immer bei neu verschickten Büchern zu Ostern noch eine beträchtliche Anzahl zurückkommen, so werden sie doch auch bald wieder aufgeräumt werden und in keinem Fall für dieses Jahr ausreichen, so daß es rathsam scheint bald an die Vorbereitung einer neuen Auflage zu denken. Da Du bei Deiner Anwesenheit hier mir sagtest daß Du bei einer neuen Auflage einige Aenderungen vorzunehmen beabsichtigtest, wollte ich Dich bei Zeiten von dem Erforderniß benachrichtigen, damit Du zu der Re-||vision Zeit und Muße findest. Wir würden noch etwa 20 Exemplare für welche der Text noch da ist fertig machen können, wenn es nicht an einigen Tafeln namentlich Tafel 16 fehlte, von welcher Giltsch entweder zu wenig geliefert oder der Buchbinder wie das leider mitunter geschieht eine Anzahl verdorben oder verschmissen haben muß. Ernst hatte an Giltsch wegen Nachlieferung der Exemplare geschrieben, aber er hat Taf. 16 schon abgeschliffen.

Ernst hat leider wieder einmal einen Podagraanfall; man muß es schon so nennen obwohl es ihm schwer fällt. Er hat sehr heftige Schmerzen am großen Zeh im linken Bein, hat acht Tage oben liegen müssen und kann noch kaum auftreten. Gleichzeitig liegt Else an empfindlichen Schmerzen in den Beinen; es wird wohl nicht bloß Sympathie sein; sondern ein leichter Anfall von Gelenkrheumatismus, der jetzt hier sehr stark grassirt. Sie hat aber nur sehr wenig Fieber und es geht ihr heute schon besser.

Sehr betrübend lauten ja aber leider die Nachrichten über Deine Tante Auguste in Bonn. Wir waren vorgestern mit Tante Bertha und Helene Jacobi zum Mittag bei Heinrich und || Gertrud und hörten da aufs neue wie traurig und hoffnungslos es in Bonn steht. Bertha wollte dieser Tage nach Bonn reisen zu Frau Kortüm, die sie dringend dazu aufgefordert hat und die schon lange die treue Pflegerin der kranken Freundin ist.

Möge es Dir und den Deinen recht wohl gehen, grüße Deine liebe Frau vielmal

Dein treuer G Reimer

 

Letter metadata

Author
Recipient
Dating
02.02.1875
Place of origin
Country of origin
Possessing institution
EHA Jena
Signature
EHA Jena, A 21020
ID
21020