Rottenburg, Paul von

Paul Rottenburg an Ernst Haeckel, Franzensbad, 12. Mai 1912

FRANZENSBAD, AM 12 Mai 1912

Liebster Freund!

Es war doch sehr nett sich wieder einmal gesehen zu haben und ich freute mich aufrichtig Dich wohler zu finden als ich erwartet hatte. Antipode der Kismet || Menschen – kämpfe ich gegen das Schicksal an und versuche Dir noch so viel zu bieten wie möglich. Jugend kann ich Dir eben so wenig wie mir selbst zurückgeben. Schöner war es auf den Pilatus hinauf zu gehen als zu fahren – aber trotzdem haben wir den Pilatus doch auch per Bahn vor 2 Jahren sehr genossen!? Eh bien. Adoptiren wir die Maxime: Besser Wenig wie Garnichts. – Und nach diesem Grundsatz will ich Dir ein Bad im Hause stiften wenn es irgend geht || habe darüber an Schwester Röschen geschrieben. Also die betreffende Leipziger Firma frägt bei Dir an Wann ein Representant Euch gelegen kommt inspicirt Alles und berichtet mir. –

Abgemacht! –

Du hast mich Dein Fatum genannt. – Bitte widersprich nicht dem Fatum. –

Hier Sommerwetter. Gesterna sagt mir meine Frau waren 10°R und 10 Uhr heute 18.R. Nachmittags 22 R. Ein kurzer Gewitterregen zur Erholung. –

Ich bin zur Eröffnung des Instituts eingeladen – hebe mir meinen Besuch bei Dir aber für später auf – wenn ich mit hier fertig bin. – Frau und selbst grüßen Dich viel vielmals.

Stets Dein

Paul R. –

a korr. aus: Vorgestern

 

Letter metadata

Recipient
Dating
12.05.1912
Place of origin
Country of origin
Possessing institution
EHA Jena
Signature
EHA Jena, A 20148
ID
20148