Franz Eilhard Schulze an Ernst Haeckel, Berlin, 31. Oktober 1896
Berlin, d. 31./X. 96.
Verehrter Freund!
Soeben erhalte ich den 2ten und letzten Teil Ihres großartigen Entwurfs einer systematischen Phylogenie, und nehme jetzt Veranlassung, Ihnen für die freundliche Übersendung des ganzen gigantischen Werkes bestens zu danken. || Zu einer solchen bewunderungswürdigen Arbeit gehört ein frischer Wagemut, eine ebenso ausgebreitete als tiefgehende Kenntnis zahlloser Einzelthatsachen und ein eiserner Fleiß.
Sie wissen, daß ich in manchen Einzelheiten nicht mit Ihnen übereinstimme, daß ich aber mit Ihnen auf demselben Boden, der allgemeinen Auffassung stehe. Immer war ich der Ansicht, daß das offene Aussprechen bestimmt formulierter || Ideen sehr nützlich ist, selbst dann, wenn sie noch nicht sicher begründet werden können. Man muß es wagen, zu irren! besonders wenn man so allgemeine Fragen behandelt.
Also nochmals besten Dank von
Ihrem
ergebenen Kollegen
Franz Eilhard Schulze