Sachsen-Meiningen, Georg II., Herzog von

Georg II., Herzog von Sachsen-Meiningen an Ernst Haeckel, Altenstein, 27. Juli 1908

Altenstein | 27 Juli 1908

Lieber Häckel!

Mit großer Freude habe ich Ihre Festschrift zum Universitätsjubiläum entgegengenommen, welche Sie so liebenswürdig waren, mir zu schicken und hat Ihr Geschenk derselben an meine Frau und an meinen Sohn Bernhard gleichfalls Freude bereitet. Meine Frau dankt Ihnen mit mir aufʼs herzlichste und mein filius wird Ihnen in Jena persönlich seinen Dank aussprechen. Meine Wenigkeit hat aber noch für ein zweites bene zu danken, das Sie mir || zugedacht haben, nämlich für Aufnahme meines Namenʼs auf die Ehrentafel, welche in das Philetische [!] Museum kommen soll. Ich finde mich dadurch geehrt und bin stolz darauf als Anhänger Ihrer Lehre öffentlich bezeichnet zu sein.

Seit einer längeren Reihe von Jahren muß meiner Ohren wegen ich darauf verzichten, Festen beizuwohnen, wo es ohne Musik nicht abgeht und abgehen kann; aber auch davon abgesehen, bin ich nicht mehr festwiderstandsfähig genug, um den Schädlichkeiten zu trotzen, die ein solches Fest im Gefolge hat. Da giltʼs denn, vernünftig zu sein! a || Statt meiner stelle ich zwei Söhne und ein Portrait. Für Letzteres lehne ich übrigens alle Verantwortung ab; denn Ade hat seit Ende Februar weder sich noch das Portrait mehr sehen lassen, und damals war es noch sehr weit zurück. Eine andere Verantwortung kann ich aber nicht von mir weisen, die für das unvollendet sein des Hauptportalʼs der Universität. Ich nehme an, daß der Spektakel, den ich über den beabsichtigt gewesenen künstlerischen Schmuck des Portalʼs vollführt habe, meine Mitnutritoren veranlasst hat, denselben zu verwerfen.

In Ihrem vorletzten Briefe || nehmen Sie an, es werde die Karlsbader Kur meiner Frau sehr wohlgethan haben. Leider erkrankte meine Frau in Karlsbad, so daß die Kur aufgegeben werden mußte und war bis in die jüngste Zeit ihr Befinden kein gutes.

Mit dem Wunsche, lieber Häckel, es möge der Verlauf der Jubiläumsfeier und der daran angeschlossenen Einweihung Ihres Museumʼs Sie vollauf befriedigen, verbleibe ich mit den herzlichsten Grüßen von Haus zu Haus

Ihr

Ihnen herzlich ergebener

Georg

a gestr.: Ich

 

Letter metadata

Recipient
Dating
27.07.1908
Country of origin
Possessing institution
EHA Jena
Signature
EHA Jena, A 10281
ID
10281