Hans Wolfgang Behm an Ernst Haeckel, Karlsruhe, 15. Juli 1910
Karlsruhe, den 15. Juli 10.
Mein lieber Herr Professor!
In Ihrem lieben Brief vom 20. III. des Jahres haben Sie die Liebenswürdigkeit besessen mich gelegentlich im Sommer bei Ihnen in Jena willkommen zu heißen. Sie glauben gar nicht wie ich mich darüber gefreut habe. Ich hoffe nun im August deswegen nach Jena zu fahren, doch möchte ich Sie innigst bitten, wann Ihnen mein Besuch paßte, Anfang oder Mitte August. Es wäre mir wirklich furchtbar unangenehm, wenn ich Sie bei irgendeiner Arbeit stören sollte. Mein Herzenswunsch ist, womöglich ein paar Stunden mit Ihnen verbringen zu können, ‒ will ich doch nur alles das sehen, was ich schon so oft gehört, worüber ich selbst schon geschrieben habe, und dann viel besser schreiben kann.
Wie gesagt, wird die kurze Zeitspanne, die || ich bei Ihnen in Jena weilen darf, eines meiner schönsten Lebensmomente sein. „Großer historischer Moment meines Lebens“ hatte auch einst vor einigen Jahren Ihr Schüler Walther May geschrieben, als er in einer Abhandlung „Darwin im Spiegel meines Lebens“ der Stelle gedachte, da er in Berlin bei seinem Onkel mit Ihnen auf sein kommendes Glück anstieß.
Mit herzlichen[!] Gruß
in neuem Danke u. tiefer Ehrfurcht
Ihr
Hans Behm.
N.B. Karlsruhe i/B.
Sofienstr. 77. III.