Eduard Strasburger an Ernst Haeckel, Bonn, 9. Juni 1910
Bonn d. 9. Juni 10.
Lieber alter Freund!
Engelmanns haben mir die VI. Aufl. Deiner Anthropogenie gesandt, für die ich Dir herzlich danke. Ich freue mich dass Dir Dein Erfolg dauernd zu Teil wird, wie ich mich auch innigst gefreut habe, Dich so wohl und frisch in Mentone wiederzusehen. Der || jugendliche Enthusiasmus den Du Dir, in Dein hohes Alter zu bewahren wusstest, hat mir wahrhaft wohlgetan. Ich wünschte, falls ich noch zehn Jahre leben sollte, Dir dann gleichen zu können! Inzwischen deprimiert mich wieder mein Bronchialkatarrh, den ich trotz der herrschenden Hitze nicht los werde. || Ich muss eben a bei all den Anforderungen die an mich herantreten, meine Stimm- und Atemorgane zu sehr anstrengen. Und wie wird das erst im Juli werden?! Haben sich doch zum Physicum allein schon 62 Kandidaten gemeldet. – Mein Sohn möchte mich im August nach Reichenhall oder dergleichen || senden. – Hat Dir unsere liebenswürdige Wirtin in Mentone die Photographie gesandt, die Sie von uns aufnahm? Ich erhielt nichts dergleichen und doch wäre mir das Bild als Erinnerung an unser Zusammentreffen, lieb.
In alter Freundschaft mit herzlichen Grüsse
Dein
E. Strasburger
Empfehle mich bitte, bestens, Deiner verehrten Frau Gemahlin.b
a gestr.: zu sehr; b Text weiter am linken Rand von S. 4: Empfehle … Gemahlin.