Wilhelm Bölsche an Ernst Haeckel, Friedrichshagen, 30. Juli 1892
Friedrichshagen b. Berlin. Wilhelmstr. 72.
30.VII.92.
Hochverehrter Herr Professor!
Verzeihen Sie, wenn ich Ihre Zeit für eine kleine Anfrage in Anspruch nehme. Im Verlage von Pauli´s Nachfolger hier in Berlin wird im Laufe der nächsten zwei Jahre ein größeres Sammelwerk „Hausschatz des Wissens" erscheinen. Ich selbst habe übernommen, eine Uebersicht der Entwickelungslehre dafür zu liefern, die sehr reich illustriert werden soll. Dürfte ich || für diese Abbildungen benutzen: einige Proben von den Embryonentafeln Anthropogenie VIII ud. IX. VI u. VII; sowie eines Ihrer Portraits, entweder das neueste der Schöpfungsgeschichte oder das treffliche im Indischen Kostüm? Das Werk wird, da es vom Verleger sehr eifrig verbreitet werden wird, immerhin wohl einiges zur Ausbreitung freier Gedanken beitragen können.
Vielleicht gedenken Sie auch gelegentlich der „Freien Bühne" einmal wieder. Sie wissen, daß sie Ihnen jederzeit offen steht, – auch zu Äußerungen in der Bismarck-Frage! ||
Ich sandte Ihnen unlängst die von mir besorgte Ausgabe der „Ansichten der Natur" von Humboldt. Es ist die erste billige, hoffentlich bringt sie das schöne Buch mehr in die Menge. Wenn es glückt, hoffe ich Reklam noch zu bereden, daß er auch die ersten beiden Bände des Kosmos (also die wohl unvergänglichsten Teile des Ganzen) in seinen billigen Heftchen bringt.
Mit herzlichsten Grüßen
Ihr treu ergebener
Wilhelm Bölsche